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Der Dual-Shock-Controller der PS3 dürfte mit der nächsten Generation in Pension geschickt werden.

Foto: REUTERS/Yuriko Nakao

Im Rahmen der vergangenen Elektronikmesse CES sind hinter dem Vorhang offenbar finale oder zumindest weit fortgeschrittene Spezifikationen zur nächsten Generation der Spielkonsolen von Sony und Microsoft enthüllt worden. Die britischen Seiten Eurogamer und VGLeaks wollen unabhängig voneinander konkrete Informationen zur Hardware erfahren haben. Demnach setzen beide Hersteller auf eine integrierte Prozessor- und Grafik-Architektur des Herstellers AMD. Während Sony mit einer leistungsfähigeren Konfiguration offenbar auf die Kernspielerschaft setzt, dürfte Microsoft mit speziellen Multimedia-Funktionen und spezialisierten Chips für die Bewegungssteuerung Kinect auf die breite Masse abzielen.

Die gleiche Basis, unterschiedliche Designs

Sowohl die nächste PlayStation als auch die nächste Xbox basieren den Informationen zufolge auf AMDs neuer Jaguar-Architektur. Diese energiesparenden Prozessoren sind eigentlich für Notebooks im unteren Preissegment und für Tablets gedacht. Um den Anforderungen der leistungshungrigen Spiele gerecht zu werden, wurden die Systeme allerdings massiv aufgestockt. Als Basis kommen bei Sony und Microsoft eine Achtkern-CPU mit 1,6 GHz zum Einsatz, der große Unterschied entstehe durch die weiteren Komponenten. Eurogamer nach nutzen die neue PlayStation und die neue Xbox einen Grafik-Chip nach dem Pitcairn-Design, ebenfalls einer für Laptops gedachten Architektur. Die Chips seien mit 800 MHz getaktet. Sonys Design nutzt 18 von AMDs "Graphics Core Next"-Recheneinheiten, Microsofts Konzept sieht 12 Recheneinheiten vor.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal stellt die Wahl des Arbeitsspeichers dar. Die neue PlayStation werde mit 4 GB GDDR5-Speicher ausgestattet, der enorm hohe Durchsatzraten ermöglicht. 512 MB davon seien für das Betriebssystem und parallel nutzbare Anwendungen reserviert. 3,5 GB stünden also effektiv für Spiele bereit. Microsoft geht einen anderen Weg und verbaut 8 GB vom deutlich langsameren DDR3-Arbeitsspeicher. Für einen Schub soll ein 32 MB großer ESRAM Hochgeschwindigkeitsspeicher sorgen, der allen Berechnungen zur Verfügung steht - also nicht nur grafischen Aufgaben. Eurogamers Quellen zufolge dürften mindestens 3 GB des Arbeitsspeichers für das Betriebssystem und parallel arbeitende Anwendungen reserviert sein. 5 GB stünden demnach für Spiele bereit.

Leistungsunterschied

Darf man den Angaben der Branchenseiten Glauben schenken, machen sich die Detailunterschiede in der effektiven Leistung der Systeme bemerkbar. So schaffe die neue Xbox am Papier 1,23 Teraflops, die neue PlayStation bis zu 1,84 Teraflops - ein Vorsprung von fast 50 Prozent.

Wie berichtet, peile Sony an, Spiele künftig standardmäßig in 1080p bei 60 Bildern pro Sekunde auszugeben. Während wohl auch Microsoft diesen Grafikstandard anvisiert, könnte Sony die zusätzlichen Ressourcen für detailliertere Grafiken und mehr Effekte nutzen. Die ähnliche Architektur der Konsolen dürfte Drittherstellern die Arbeit bei Multiplattformtiteln deutlich erleichtern.

Besonderheiten der Hardware

Wenngleich die Konzerne auf konventionellere PC-Hardware setzen, wurden für beide Konsolen umfassende Modifikationen vorgenommen. Nicht genau spezifiziert komme bei der neuen PlayStation so etwa angeblich eine weitere Recheneinheit - getrennt von CPU und GPU - zum Einsatz, die zusätzliche Aufgaben übernehmen kann. Ein möglicher Einsatz wäre die eigenständige Berechnung von Physikeffekten, um dem Grafikprozessor unter die Arme zu greifen. Um besonders effizient und energiesparend arbeiten zu können, hätten Sonys Ingenieure es geschafft, den gesamten Prozessorensatz auf einem Die zu vereinen. Dies dürfte auch erhebliche Kosteneinsparungen bei der Fertigung erlauben.

Microsoft setze hingegen auf drei zusätzliche Hardware-Beschleuniger für Audio, Video-Encodierung und Kinect. Die Integration eines eigenen Chips für Kinect dürfte es künftig erlauben, die Bewegungssteuerung ohne Abstriche bei der Leistung einsetzen zu können. Der Video-Encoder ist vor allem deshalb interessant, weil Microsoft dem VGLeaks vorliegenden Konzept nicht nur einen HDMI-Ausgang, sondern auch einen HDMI-Eingang für die Konsole vorsieht. Dies bekräftigt vorangegangene Meldungen, wonach die neue Xbox nicht nur als Spielkonsole, sondern auch als Set-top-Box für Kabel-TV dienen könnte. Microsoft scheint in jedem Fall ein großes Augenmerk auf die Multimedia-Funktionen der Konsole zu legen und die neue Xbox als Medienzentrum etablieren zu wollen.

Blu-ray und Festplatte

Beide Konsolen werden für das Abspielen und Speichern von Medien auf Festplatten setzen. Bei den optischen Speichermedien ist die Wahl wenig überraschend auf Blu-ray gefallen. Über die neue Xbox sei noch bekannt, dass sie USB 3.0, Gigabit-Ethernet und WiFi und WiFi Direct unterstützen wird.

Wie berichtet, sollen die neue Xbox und die neue PlayStation beide mit neuen Controllern ausgeliefert werden, wenngleich alte Eingabegeräte unterstützt würden. Der Wechsel auf eine neue Hardware-Plattform schließt aller Wahrscheinlichkeit nach aus, dass Spiele von Xbox 360 und PS3 abspielbar sein werden. Hier könnten Streaming-Dienste Abhilfe schaffen.

Wann?

Die Konsolen werden voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2013 vorgestellt. Mögliche Termine sind die GDC im Februar und die E3 im Juni. Analysten erwarten, dass zumindest eine der Konsolen zum Weihnachtsgeschäft in den Handel kommen wird, der späteste Startzeitpunkt wird mit Anfang 2014 vermutet. Marktbeobachtern nach planen Sony und Microsoft die Preisgrenze von 400 Dollar nicht zu überschreiten. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 23.1.2013)