Am Donnerstag wurde zum dritten Mal der Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit verliehen. Auslober war zum bereits dritten Mal die Klimaschutzinitiative "klima:aktiv" des Umweltministeriums.

Neubau- und Sanierungsprojekte, die anspruchsvolle Architektur und ressourcenschonende Bauweise in sich vereinen, konnten für den Preis eingereicht werden. Die Jury unter dem Vorsitz des  Linzer Architekturprofessors Roland Gnaiger bewertete 99 Projekte, von denen schließlich fünf zu Wettbewerbssiegern gekürt wurden. Über zwei Drittel der Einreichungen für das Auszeichnungsjahr 2012 kamen aus dem Dienstleistungssektor, davon ein Drittel aus den Bereichen Kindergarten, Schule und Ausbildungsstätte. Die zweite große Gruppe stellten Wohn- und Einfamilienhäuser.

Eines der fünf Siegerprojekte ist das Niederösterreichhaus in Krems. Es wurde von der NÖ Landesimmobilien GmbH errichtet, geplant hat es die ARGE NÖHK (AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, feld72 Architekten ZT GmbH, FCP - Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH).

Foto: Lukas Schaller

Das Verwaltungsgebäude mit 217 Büroarbeitsplätzen und 400 Besprechungs- und Seminarplätzen, das in drei Baukörper gegliedert ist, "beeindruckt mit hoher architektonischer Qualität und besticht durch eine gelungene Einbindung in die historische Bausubstanz der Altstadt", so die Jury. Das Passivhauskonzept werde hier ganzheitlich verstanden: "So wurde sowohl eine ressourcenschonende Herstellung des Gebäudes als auch ein äußerst sparsamer Betrieb für die Zukunft angestrebt." Das Amtsgebäude kann außerdem mit einer eigenen Elektrotankstelle für Pkws und Fahrräder aufwarten.

Foto: Lukas Schaller

Zweites Siegerprojekt ist das Agrarbildungszentrum Salzkammergut in Altmünster. Auch hier war eine Landes-Immobilien GmbH Bauherr, diesfalls jene des Landes Oberösterreich.

Die Fink Thurnher Architekten planten hier die Erweiterung eines bestehenden Gebäudetrakts, "bei der Tradition und Moderne gekonnt miteinander vereint wurden", urteilte die Jury. "Die Landwirtschaftsschule liegt in einzigartiger Lage über dem Westufer des Traunsees und besticht durch die konsequente Verwendung von Holz als nachwachsenden Baustoff." Die Gebäudeform orientiere sich am traditionellen Vierkanthof und beherberge alle Elemente eines modernen Campus samt Internat unter einem Dach.

Foto: Walter Ebenhofer

In Graz befindet sich das dritte Siegerprojekt, es handelt sich dabei um die Wohnanlage Messequartier, errichtet vom gemeinnützigen Bauträger ENW und geplant von der DI Markus Pernthaler Architekt ZT GmbH.

Das Wohnprojekt liefere "einen besonders hochwertigen Beitrag zum Thema Wohnen im Stadtzentrum", so die Jury. Die Anlage, die im Zuge der Restrukturierung des Grazer Messegeländes errichtet wurde, ist das größte Wohnprojekt der Steiermark, das nahezu Passivhausqualität erreicht. Es verfügt über ein breites Angebot an Wohnungstypen (Studenten- und Seniorenwohnungen, geförderte Miet- und Eigentumswohnungen) sowie auch über Gewerbe- und Büroflächen, außerdem befinden sich darin diverse soziale Einrichtungen wie etwa ein Kindergarten. Eine für alle Bewohner zugängliche Dachterrasse mit Sauna und Schwimmbad vervollständigt das Angebot.

Foto: Paul Ott

Auch in der Bundeshauptstadt Wien befindet sich ein Siegerprojekt, nämlich das Energiespar-Wohngebäude U 31 im 20. Bezirk. Gebaut hat es die Heindl-Holding GmbH, für die Planung zeichnt die Querkraft Architekten ZT GmbH verantwortlich.

Das Passivhaus-Wohngebäude erreicht Bestwerte in puncto Energieeffizienz und Klimaschutz, die Jury überzeugte jedoch vor allem die hohe Lebensqualität, die für die Bewohner geschaffen wurde: "Durch die rundumlaufenden Terrassen und die gezackte Außenform verfügt jedes Zimmer der 46 Wohneinheiten und der Büros im ersten Stock über einen Zugang zu einem großzügigen, privaten Grünraum – und das inmitten der Stadt."

Foto: Lukas Schaller

Und schließlich wurde noch ein zweites Projekt in Oberösterreich ausgezeichnet, nämlich die Allgemeine Sonderschule 4 in Linz. Errichtet hat es die Immobilien Linz GmbH & Co KG, geplant wurde es von der grundstein Architektur.

Hier handle es sich um ein Sanierungsprojekt, "bei dem es beispielhaft gelang, ein gesamtheitliches Architektur-, Raum-, Gebäude- und Materialkonzept umzusetzen", urteilte die Jury. Bei der Generalsanierung in Passivhausqualität und der gleichzeitigen Aufstockung um ein Geschoß in Holzbauweise ...

Foto: Lukas Schaller

... seien "alle neu an das Schulgebäude gestellten Anforderungen, wie etwa ein neues Raumkonzept für die Nachmittagsbetreuung oder die Mehrfachnutzung von Räumen, erfüllt worden", heißt es in der Begründung.

Juryvorsitzender Roland Gnaiger war angetan von der hohen Qualität der Einreichungen. Bauherren, Architekten und Fachplaner würden zunehmend erkennen, "dass Nachhaltigkeit eine anspruchsvolle Herausforderung ist und eine funktional wie gestalterisch spannende Aufgabe darstellt". Die stete Zunahme an Bewerbungen gehe auch Hand in Hand mit einem Zuwachs an themenspezifisch kompetenten und chancenreichen Architektur- und Haustechnikbüros.

Organisation und Abwicklung des Staatspreises Architektur und Nachhaltigkeit erfolgte durch die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) im Auftrag des Lebensministeriums. Fachlich vorbewertet wurden die Einreichungen von der Kunstuniversität Linz und dem Österreichischen Ökologie Institut. Unterstützt wurde der diesjährige Staatspreis durch den WKÖ-Fachverband der Stein- und keramischen Industrie und die Initiative "pro:Holz" als Sponsoren. (red, derStandard.at, 15.2.2013)

Link

staatspreis.klimaaktiv.at

Foto: Lukas Schaller