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Massage ist nicht gleich Massage.

Foto: AP/Meyer

Chinesisch, hawaiianisch oder vielleicht doch klassisch? Am ganzen Körper oder nur an bestimmten Stellen? Und überhaupt, wie fest darf es denn überhaupt sein? Wer sich auf die Suche nach durch Massage ausgelöstes Wohlbefinden begibt, kann leicht den Überblick verlieren. Unzählige Techniken und Handgriffe, jede erreicht auf ihre eigene Art und Weise das Ziel. derStandard.at hilft bei der Orientierung und nennt die bekanntesten Massagetechniken, mit all ihren Kniffen und Auswirkungen.

Die klassische Massage ist am weitesten verbreitet und wird zu den europäischen Techniken gezählt, obwohl sie ihre Ursprünge eigentlich in Asien hat. Verantwortlich dafür ist der Schwede Pehr Henrik Ling, der 1813 das "Zentralinstitut für Heilgymnastik und Massage" gründete und dort die wichtigsten Handgriffe entwickelte. Deshalb wird sie mitunter auch Schwedische Massage genannt.

Besagte Handgriffe sind Streichen, Kneten, punktförmiges Reiben, Klopfen und Vibrations-Griffe. Dadurch wird die Muskulatur gelockert, die Durchblutung gefördert, das Nervensystem angeregt, das Immunsystem gestärkt und Stoffwechsel sowie Kreislauf angekurbelt.

Die klassische Massage kann als Ganzkörper- oder Teilkörpermassage durchgeführt werden, auf den unbekleideten Körperteilen wird vorweg Öl oder Creme verteilt. Angewendet wird sie bei Muskel-, Rücken- oder Kopfschmerzen, Stress, Schlaflosigkeit oder Depressionen.

Fest zupacken

Bei dieser Massagetechnik kann es mitunter auch zu etwas härteren Handgriffen kommen, sagt Elisabeth Bohun, ausgebildete Heilmasseurin mit eigener Praxis in Mödling. Neue Schmerzen dürfen durch Massage natürlich nicht entstehen, meint sie, doch "spüren soll der Patient schon etwas". Daher wird auch mit dem Patienten abgestimmt, wie fest der Masseur zupacken soll.

Wer die ganz sanfte Tour bevorzugt, dem sei die Lymphdrainage empfohlen. Oft wird sie nach Sportverletzungen und Operationen angewendet, doch kann sie auch einfach nur Wohlbefinden auslösen. Mit weichen Streich- und Pumpgriffen werden Stauungen der Körpersäfte gelöst, besonders bei ableitenden Lymphgefäßen und Venen. Sie soll zudem entschlacken, entgiften und das Immunsystem stärken.

Zuordnung mit Fußkarten

Die Fußreflexzonenmassage wird in Asien bereits seit Jahrtausenden angewendet. Sie geht davon aus, dass sich der gesamte menschliche Körper in den Fußsohlen widerspiegelt, und sich daher ein entsprechender Reiz auf die entsprechenden Körperteile auswirkt. Eigene Fußkarten dienen der exakten Zuordnung.

Der Masseur übt bei dieser Technik mit dem letzten Daumenglied sanften Druck auf bestimmte Stellen der Fußsohle aus, verstärkt ihn, bis sich eine wohltuende Wirkung in den entsprechenden Körperteilen einstellt, und verringert ihn dann wieder. Durch diese Reize sollen die Energieflüsse wieder blockadefrei fließen und der Massierte sich wieder in einem Gleichgewicht befinden.

Gesamtes Körpergewicht

Gerne wird die Fußreflexzonenmassage auch mit anderen Techniken kombiniert, und für Elisabeth Bohun ist sie auch die beste Methode, um beim Massierten den "Kopf frei zu bekommen". Stichwort Stressabbau. Nur allzu kitzlig sollte man bei den Fußsohlen nicht sein.

Für jene, die nicht einfach nur herumliegen wollen, sei die Thai-Massage angeraten. Der Behandelnde muss dabei mehrere Positionen einnehmen, und der Masseur selbst arbeitet mit seinem gesamten Körpergewicht mit. Es wird gedehnt, gestreckt, gedreht, und auch gedrückt - mit Daumen, Handballen, Knien, Ellenbogen und Füßen.

Durch diese aktive und kraftvolle Art der Massage sollen Blutzirkulation und die Sauerstoffzufuhr verbessert werden, wodurch sich auch die Muskulatur entspannt. Und auch hier sollen Blockaden gelöst werden.

Fließendes Qi

Etwas gemütlicher hat man es bei Shiatsu. Aus Japan kommend, wird hier der Mensch als Ganzes gesehen, als Einheit aus Körper und Geist betrachtet. Hierbei geht man von einem Qi aus - die im Körper befindliche dynamische Lebensenergie, die es zu fördern gilt.

Damit das gelingt, muss man sich dem Therapeuten allerdings öffnen, und zwar in jeder Hinsicht. Shiatsu wird in erster Linie als ehrlicher und aufrichtiger Kontakt zwischen zwei Menschen gesehen, die bereit sind, sich fallen zu lassen. Abhängig davon, wie sehr man dazu bereit ist, kann diese Form der Massage seine Wirkung entfalten.

Mit einem einleitenden Gespräch wird begonnen, dann folgt eine Ganzkörper-Massage, mit sanften Berührungen an Rücken oder Bauch, bei denen die Energieflüsse ertastet werden. Dann, je nach Befinden, werden in Sitz- oder Liegepositionen die Hände aufgelegt oder Druckmassagen durchgeführt, um Blockaden zu lösen und so das Qi wieder ungehindert fließen zu lassen. Selbstheilungskräfte werden reaktiviert und das vegetative Nervensystem stimuliert, was positive Auswirkungen auf Atmung, Herzfrequenz und den Bewegungsapparat hat.

Shiatsu basiert unter anderem auf Tuina Anmo, einer Technik chinesischen Ursprungs und Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Der Name beschreibt die wesentlichen Handgriffe dieser Technik, Tui (Schieben), Na (Greifen, Anheben), An (Drücken) sowie Mo (Reiben, Streichen). Auch hier werden Körper und Geist als Einheit verstanden, auch hier wird daran gearbeitet, die Energieflüsse im Körper freizulegen.

Im Gegensatz zu Shiatsu wird bei Tui Anmo auch besonders viel Wert auf den menschlichen Bewegungsapparat gelegt, bei dementsprechenden Beschwerden kann sich die Therapieeinheit also auch nur um ein bestimmtes Körperteil drehen.

Öl, Öl und noch mehr Öl

Aus Hawaii kommt schließlich noch Lomi Lomi. Diese aus der polynesischen Kultur stammende Technik gilt als sehr berührungsintensiv. Eine wichtige Rolle spielt dabei Öl, das immer wieder großzügig über den Körper verteilt wird. Der Masseur selbst drückt, knetet und reibt nicht nur mit den Händen, sondern auch mit Ellenbogen und Unterarmen.

Bei einer klasssischen Lomi Lomi-Behandlung wird hawaiianische Musik gespielt, zu der sich der Therapeut bewegt. Gerne können es auch zwei sein, die vierhändige Massage dann angewendet. Die Besonderheit bei Lomi Lomi ist, dass sie sich um vernachlässigte Körperpartien wie Unterarme, Achselhöhlen, Handgelenke oder Kniekehlen kümmert. Ansonsten werden mit schaukelnden Bewegungen Kopf, Wirbelsäule und Gelenke gelockert. Die Intensität des Drucks variiert, die Griffe können sanft, aber mitunter auch schmerzhaft sein, um tiefliegende Spannungen zu lösen. Ziel ist auch hier, Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen, Energien freizulegen und Selbstheilungskräfte zu aktivieren. (Kim Son Hoang, derStandard.at, 25.2.2013)