"Profil"-Herausgeber Christian Rainer in einer Fotomontage mit dem diesjährigen "Rosa Handtaschl": "Wir glauben noch an die Lern- und Entwicklungsfähigkeit von Rainer", so das Frauennetzwerk Medien.

Foto: Horizont/Karl Michalski

Das "Rosa Handtascherl", die Negativ-Auszeichnung des Frauennetzwerks Medien, geht in diesem Jahr an "Profil"-Herausgeber Christian Rainer. Dieser sei dafür verantwortlich, dass sich das Blatt vom Qualitätsjournalismus eines seriösen Nachrichtenmediums wegbewege, hin zum billig-sexistischen Boulevard, hieß es in einer Aussendung der Interessenvertretung für Frauen im Journalismus.

"Bedauerliche publizistischen Fehlentwicklungen"

Die Journalistinnen argumentieren ihre Entscheidung mit diversen "bedauerlichen publizistischen Fehlentwicklungen" des Blattes: "Wenn der Geschlechter-Unterschied beim Erwerbseinkommen mit persönlicher Interpretation glattgebügelt wird. Wenn Behauptungen von FirmensprecherInnen (neun von elf zudem männlich) als Belege für das Nichtvorhandensein Gender-bezogener Gehaltsdifferenzen genügen. Wenn der Diabetes-Report mit einer nackten jungen Frau aufgemacht wird, obwohl das Problem in jungen und mittleren Jahren mehrheitlich Männer betrifft. Wenn den Titeltextern zu '150.000 österreichische Alleinerzieherinnen' nur die sensationsgeile Frage 'Schlecht für die Psyche der Kinder?' einfällt. Wenn Väterrechtler wie Feminismus-Kritiker zunehmend breitere mediale Bühnen im Blatt bekommen, während Frauen-Bilder immer häufiger nur in Form von Nacktfotos vorkommen."

Hoffnung auf Änderung

Verbunden mit dem "Preis" sei der Wunsch, dieser möge Rainer "als Memento dienen, um den in seiner Redaktion noch vorhandenen Tendenzen zu ausgewogener Berichterstattung wieder mehr Raum zu geben".

"Wir verleihen heuer das Handtaschl also an einen Mann, an dessen Lern- und Entwicklungsfähigkeit wir noch glauben. Es wäre gut für Österreichs Gesellschaft und gut für die Medienlandschaft, wenn sich diese Hoffnung auch erfüllt", erklärte Karin Strobl, Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, die Begründung der Jury.

Rainer von Auszeichnung unbeeindruckt

In einer persönlichen Stellungnahme an Strobl ging Rainer auf die Vorwürfe nicht ein. Das "Profil" sei mit seiner Titelseiten-Politik ("Männer- und Frauenhaut") in bester Gesellschaft zwischen "Spiegel" und "Time" und deshalb "nicht einsam". Vor einer Preisverleihung würde er sich nicht drücken, "geschützt von fünf männlichen 'Profil'-Redakteuren, die jüngst in Elternkarenz waren", ließ der "Profil"-Herausgeber ausrichten. (red, dieStandard.at, 1.3.2013)