Eine Auswahl an weltweiten Wettskandalen.

Grafik DER STANDARD
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Da waren es nur noch 14. Die Staatsanwaltschaft Graz hat in sechs von ursprünglich 20 Ermittlungsfällen wegen Wettbetrugs das Verfahren eingestellt. Eine Sprecherin der Anklagebehörde bestätigte am Freitag auf Anfrage des STANDARD, dass es sich dabei um Fußballspieler handelt, gegen die wegen Geldannahme ermittelt worden war. Die Vorwürfe, die bis in das Jahr 2008 zurückgehen (siehe Info-Grafik), hätten nicht erhärtet werden können. Die 14 Personen, die weiterhin verdächtigt werden, Bestechungsgelder im Zusammenhang mit versuchten Spielmanipulationen geboten oder genommen zu haben, sind Funktionäre beziehungsweise mutmaßliche Handlanger der Wettmafia aus Osteuropa.

Auch der Vorwurf der Geldwäsche steht weiter im Raum. Wie berichtet, war vor kurzem bekannt geworden, dass in Einzelfällen bis zu 140.000 Euro nach Österreich geflossen seien, um ein Spiel zu manipulieren beziehungsweise ein Ereignis, wie etwa eine gelbe Karte zu einer bestimmten Zeit, zu provozieren. Auf Letzteres kann bei Live-Wetten gesetzt werden. Europol hat zuletzt in ganz Europa mehr als 300 Fälle von Sportwettenbetrug aufgedeckt.

Unmittelbar nach den Negativ-Schlagzeilen rasselten die Einsätze bei Wettanbietern für zwei Tage um bis zu 40 Prozent nach unten. Deshalb sind Wettbüros in der Regel auf diskrete Schutzmaßnahmen bedacht.

Quotenvergleich

"Wo es um Geld geht, wird es immer Versuche geben, mit kriminellen Machenschaften Geschäfte zu manipulieren", meint Jürgen Irsigler, der Chef der Admiral Sportwetten GmbH. Die Tochterfirma der Novomatic-Group mit Sitz in Gumpoldskirchen begegnet möglichen Betrügern mit einer Doppelstrategie: Von außen werden Infos über das weltweite Wettgeschehen eingekauft. Anbieter wie die Firma Sportradar haben Systeme entwickelt, die Quoten von zigtausenden Wetten rund um den Globus in Echtzeit zeigen und vergleichen. Das System schlage Alarm, wenn es zu auffälligen Veränderungen komme, aber auch, wenn eine Sportveranstaltung ausfalle. Eine Wette kann ohne Angabe von Gründen gestrichen werden, bei Betrugsverdacht wird das Bundeskriminalamt eingeschaltet.

Das interne Risikomanagement funktioniert im Prinzip auch so, geht aber mehr ins Detail. Die Hauptverantwortung tragen die Bookies, wie Buchmacher international genannt werden. Die Entwicklung der Einsätze läuft wie eine Aktienkurve über ihre Bildschirme. Ihre Erfahrung bestimmt auch die Quote und die Limits der möglichen Einsätze. Prinzipiell gilt: Je weniger Informationen es zu einem sportlichen Wettkampf und dessen Kandidaten gibt, desto niedriger ist der mögliche Höchsteinsatz. "Bei einem Spiel der deutschen Bundesliga liegt die Obergrenze bei 500 Euro, auf ein Match in der österreichischen Regionalliga kann man höchstens 100 Euro setzen", so Irsigler. Damit wird verhindert, dass Wetten auf No-Name-Teams, die als anfälliger für geschobene Partien gelten, hohe Gewinne erzielen können.

Alle Anbieter haben auch Gewinnlimits, die zwischen 10.000 Euro und 50. 000 Euro pro Wette liegen. Derart hohe Gewinne, die nur mittels Kombinationswetten möglich sind, sind selten. Fast alle Wettbüros haben zusätzlich auch noch Wochenlimits für Gewinne. Die Konzernzentrale von bet-at-home in Malta etwa zahlt pro Woche und Kunde maximal 100.000 Euro aus, beim börsennotierten Portal Bwin mit Sitz in Gibraltar ist bei 250. 000 Euro pro Woche Schluss.

Wettbetrüger versuchen daher immer wieder, mit Strohmännern möglichst viele Wetten zu platzieren. Doch auch darauf haben seriöse Wettanbieter längst reagiert, und Kunden müssen sich identifizieren. "Es ist bei uns nicht möglich, anonym Wetten abzugeben", erklärt Claus Retschitzegger von bet-at-home. Für ihn ist vor allem der asiatische Markt eine große Gefahrenquelle, da meist ohne Limits und bei illegalen Anbietern auf Sportevents in Europa viel Geld gesetzt werden kann. Auch Wettbörsen, wo der Anbieter bloß als Vermittler auftritt und auch höhere Beträge platziert werden können, gehörten zu den bevorzugten Opfern von Wettbetrügern.

Neue Meldestelle

Probleme mit illegalen Wettanbietern gebe es in Österreich nicht, heißt es im Bundeskriminalamt, wo vor einem halben Jahr das zentrale Büro gegen Wettbetrug gegründet wurde. Über die ebenfalls neu eingerichtete Meldestelle (wettbetrug@bmi.gv.at) sind bisher 60 Mitteilungen hereingekommen. Zwei Drittel davon sind irrelevant, der Rest enthält aber konkrete Manipulationsvorwürfe. Es gehe nicht nur um Fußball, sondern auch um Tennis und andere Sportarten.

Verschärfen könne sich eine Situation dann, wenn Sportler selbst wetten. " Sie wissen, wen sie ansprechen und wem sie Angebote unterbreiten können" , so ein Fahnder. Die Summen, um die es beispielsweise bei Live-Wetten für ein Foul samt gelber Karte zu einem erwünschten Zeitpunkt gibt, gehen von 5000 Euro bis 200.000 Euro. (Michael Simoner, DER STANDARD, 16./17.3.2013)