Die Sleek Sticks von Essie sollen zwei Wochen lang halten.

Foto: © L’Oréal Österreich

Strip Tease Viper von Estée Lauder.

Foto: Estée Lauder

Kaviarlook von Ciaté.

Foto: Ciate

Bis zu sieben Tage haltbar sind die "Colorshow Fashion Prints Nail Stickers" von Maybelline Jade.

Foto: Maybelline/jade

Diablotine von Dior.

Foto: Dior

Beim Cocktailing geht es um den weggestreckten Finger beim Drinks Schlürfen. Der entsprechende Fingernagel soll außergewöhnlich sein, mit Nail-Sticker und 3D-Lacken zum Beispiel.

Sachen gibt's, die gab es früher nur im Laufsport. Wenn die Leichtathletin Florence Griffith-Joyner in ihren besten Zeiten in den 80er-Jahren die Hände an den Mund legte und konzentriert ans Ziel hundert Meter weiter starrte, hielt die eine oder andere Fernsehzuschauerin vor allem wegen ihrer Fingernägel den Atem an. Sie waren nicht nur sehr, sehr lang, sondern auch sehr, sehr bunt – nicht bloß Lack, sondern kleine Bildchen zierten sie. Welch Überraschung, dass drei Jahrzehnte später nun auch Show-Girls im 21. Jahrhundert diesen Mode-Gag entdeckt zu haben scheinen. Die Society-Reporter rund um den Globus  registrieren, dass Heidi Klum, Alexa Chung und Rihanna auf den extravaganten Nageltrend aufgesprungen zu sein scheinen.

Auch für weniger Verspielte

Steinchen, Glitzer, Kroko-Look: Die 3D-Looks für Fingernägel gewinnen Terrain. "Ursprünglich haben wir Nail-Sticker für Frauen zwischen zehn und 25 Jahren erfunden, mittlerweile haben wir Kundinnen, die 35 Jahre alt sind", sagt Elizabeth Chon, Trend-Expertin bei Maybelline, wo gerade die Kollektion Color Show lanciert wurde. Während sich Jüngere alle zehn Finger schmückten, setzten etwas weniger verspielte Kundinnen lediglich vereinzelte Akzente - am Ringfinger zum Beispiel.

Und weil alles auch immer seinen Namen braucht, hat sich das Wort "Cocktailing" in Zusammenhang mit den neuartigen Nail-Stickers etabliert. Konkret wird damit das Wegstrecken des Ringfingers beim eleganten Halten eines Cocktail-Glases bezeichnet. Der Nagel dieses Fingers sollte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die anderen Fingernägel dürfen Ton-sur-Ton in einem farblich ähnlichen Lack eingefärbt sein.

Bis zu zwei Wochen haltbar

Ganz praktisch betrachtet handelt es sich bei den Nagel-Stickern um UV-gehärtete Folien, die auf den Nagel aufgeklebt werden. Die wenig Quadratzentimeter großen Klebefolien sind mit Perlen besetzt oder kommen zum Beispiel im Leder- und Krokolook, werden auf den Fingernagel gesetzt und dann zurechtgefeilt. Nail-Stickers sind unkomplizierter als ihre in Nagelstudios modellierten Artgenossen, die nur von Spezialisten dieses Fachs angebracht und – auch ausgebessert werden können. Sind die Nail-Stickers einmal aufgeklebt, und hält man sich danach an die zweistündige Händewasch-Karenz, dann halten sie laut Hersteller bis zu zwei Wochen lang.

Der Kosmetikkonzern L'Oréal Paris hat eben seinen ersten Nagel-Designer engagiert. Tom Bachik ist Grafiker und seit 20 Jahren in diesem Bereich tätig. "Die größte Herausforderung dabei ist, die aktuellen Farb- und Designtrends auch für die Nägel schnell genug auf den Markt bringen zu können", sagt er. Maniküre ist für ihn Teil des perfekten Outfits – so wie es eben Gürtel oder Handtaschen sind. Als "Haute Couture für die Fingernägel" bezeichnet die New Yorker Nagellackqueen Essie Weingarten, die mit ihrer Nail-Sticker-Kollektion "sleek sticks" ins Rennen geht. Wer die gemusterten Nägel satt hat, zieht sie einfach wieder ab, spezielle Lösungsmittel wie bei den Profinägeln aus dem Nagelstudio sind nicht notwendig. Noch mehr Do-it-yourself lässt sich mit www.nail-designer.com umsetzen: Hier gibt es neben rauen Mengen an vorgefertigten Designs auch die Möglichkeit, eigene Entwürfe für die zehn Finger hochzuladen und sich dann per Post zuschicken zu lassen.

Option Schichttechnik

Wer den Pickerln für die Nägel nicht traut und trotzdem einmal 3D-Looks ausprobieren will, hat die Option in Schichttechnik zu arbeiten. Estée Lauder hat diesen Sommer eine eigene Glitzerschiene für Fingernägel lanciert: In der "Beyond Black Collection" gibt es so exotische Spielarten wie "Striptease Viper", die auch irgendwie dreidimensional wirken, allerdings beim Auftragen eine gewisse Geschicklichkeit (oder fachkundige Hilfe) erfordern. Dior macht diese Saison mit "Diablotine", "Springball", "Délice" und "Princess" in Glitzerrosa, beim Schminkprofilabel Mac wird es ab Mai  etwas weniger liebliches "Scorching Haute super glitter magenta" und "Tropical super glitter bronze" geben. Ein wahres Paradies für neue Nagellack-Trends ist die britische Website ciate.co.uk: Hier gibt es von Kaviar- über Perlen- bis hin zu Samtlooks sämtliche Facetten von Nagelkunst, ab Mai sind die Produkte in Österreich bei Douglas erhältlich.

Für 3D-Lack-Laien ist Ausprobieren dann wohl die beste Alternative. Mal schauen wie es ankommt. Florence Griffith-Joyner hatte die extravaganten Lacke übrigens deshalb, weil ihr das obligatorische Sportdress und die zusammengebundenen Haare sonst wenig Gestaltungsspielraum ließen, die heutige Nagel-Mode sollte indes auf jeden Fall auf die Kleidung abgestimmt werden.  Wer Kaviarnägel trägt, sollte die Jeans besser im Kasten hängen lassen. (Karin Pollack, derStandard.at, 26.3.2013)