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Joseph Kony versteckt sich seit Jahren in Zentralafrika.

Foto: REUTERS/Africa24 Media

Es war Anfang März vorigen Jahres, als die "Kony 2012"-Kampagne buchstäblich in der Weltöffentlichkeit explodierte: Ein viral verbreiteter halbstündiger Youtube-Film aus der Werkstatt der obskuren NGO "Invisible Children" aus San Diego machte Joseph Kony damals zu einem Weltstar unter den Hassobjekten. Dutzende Millionen Menschen sahen sich den simpel gestrickten Aufruf zur Jagd auf den blutrünstigen Führer der "Lord's Resistance Army" an. Die digitale Empörung über dessen Gräueltaten war kaum zu übertreffen - vor allem aber war das Strohfeuer der Entrüstung umgehend wieder vergessen. Die USA haben Kony mit ihrem Fünf-Millionen-Dollar-Kopfgeld nun wieder ins Gedächtnis empörungslustiger Adabeis gerückt.

Schon seit Oktober 2011 lässt Washington eine Hundertschaft seiner Elitesoldaten nach dem ugandischen Warlord fahnden. Der versteckt sich seit Jahren im Dreiländereck zwischen dem Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik und dem Kongo. Auf die Spur gekommen sind dem vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag steckbrieflich Gesuchten bisher aber weder Amerikaner noch Ugander. Seit dem Putsch in der Zentralafrikanischen Republik vor vierzehn Tagen haben die neuen Machthaber in Bangui ihre Hilfe bei der Suche zudem eingestellt, die Amerikaner versuchen es nun mit Geld als Anreiz.

Vorgeworfen werden Kony unter anderem der Missbrauch von Kindern als Soldaten und Sexsklaven, Mord sowie die Entführung und Verstümmelung von Zivilisten. Die Krieger seiner "Gottesarmee" pflegen ihren Opfern unter anderem Nase, Ohren und Lippen abzuschneiden.

An die 300 Kämpfer sollen dem 52-Jährigen, der sich in seinem Kampf auf die Zehn Gebote beruft und aus Uganda eine Art Gottesstaat machen will, noch die Treue halten. Seine Anfänge als Warlord gehen bis Mitte der 1980er-Jahre zurück, als der einstige Messdiener gegen den damals an die Macht gekommenen Präsidenten Yoweri Museveni für die Rechte nordugandischer Völker eintrat.

Irgendwann danach verwandelte sich der Ministrant in das Monster, auf das nun das hohe Kopfgeld ausgesetzt ist. Zuletzt öffentlich aufgetreten ist Kony 2007 in einem TV-Interview, in dem er behauptete, er könne keinem seiner Brüder ein Haar krümmen. Wenig später erschlugen seine Kumpanen mehr als 800 Menschen im Grenzgebiet zwischen dem Sudan und dem Kongo. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 5.4.2013)