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Was wünschen sie sich von der neuen Xbox?

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Mit der Ankündigung der neuen Xbox hat sich Microsoft nach Monaten der Gerüchte und Insider-Berichte zum ersten Mal offiziell zur neuen Konsolengeneration geäußert. Am 21. Mai wird die Zukunft der Xbox im Rahmen eines Presseevents in Redmond präsentiert, 19 Tage später auf der E3 folge schließlich die Vorstellung des Spielportfolios.

In einer Welt, in der Journalisten nur die offiziellen, marketinggerechten Pressemitteilungen berücksichtigen, würde sich die Öffentlichkeit in einem Monat zum ersten Mal ein Bild von Microsofts neuer Konsole machen können. Doch dank unzähliger involvierter Insider, Entwickler und Medienvertreter konnten im Vorfeld bereits wesentliche Informationen zum Xbox 360-Nachfolger zusammengetragen werden. Viele dieser Details stammen aus Microsofts offiziellen Handbüchern, die zusammen mit Entwicklerkonsolen (Codename "Durango") an Spielstudios entsandt wurden. Andere Informationen wurden den Medien wiederum von Personen zugesteckt, die bereits mit der neuen Hardware zu tun hatten. Manche Angaben sind zuverlässiger als andere, zum Design der Konsole ist nichts bekannt. Im Folgenden finden Sie eine Einsortierung dieser Gerüchte, die Microsoft bisher weder bestätigte noch dementierte.

Ziemlich sicher

  • Hardware: Die neue Xbox verfügt durchgesickerten Dokumenten zufolge über einen x86-Prozessor (64-Bit) mit acht Kernen, die mit einer Taktung von 1,6 GHz laufen. Der Grafikprozessor nutzt 32 MB ESRAM, unterstützt DirectX 11.x-Funktionen und läuft mit 800 MHz. Daneben kommen spezialisierte Prozessoren (etwa zur Kompression von Video und Audio) zum Einsatz, um die CPU zu entlasten. Der DDR3-Arbeitsspeicher fasst 8 GB, auf den sowohl CPU als auch GPU zugreifen. Weiters verfügt die Konsole über eine "große" Festplatte und ein Blu-ray-Laufwerk. All diese Angaben stammen von Insidern, die bereits mit der Entwicklerkonsole Durango zu tun hatten. Bedenkt man, dass eine Konsolenhardware über viele Jahre konzipiert wird, ist es unwahrscheinlich, dass Microsoft im letzten Moment noch große Änderungen vornehmen wird.
  • Controller: Der neue Xbox-Controller stellt lediglich eine leichte Weiterentwicklung des bisherigen Xbox 360-Gamepads dar. Er ist den Informationen zufolge etwas kleiner, verfügt aber nicht über gravierende Neuerungen wie ein Touchpad oder ein Display. Diese Angaben stammen ebenfalls von Personen, die den Controller bereits ausprobieren konnten.      
  • Kinect 2: Ergänzend zum traditionellen Controller wird mit jeder neuen Xbox eine verbesserte Version der Sensorsteuerung Kinect ausgeliefert, die tief in das Benutzerinterface der Konsole integriert ist. Der neue Sensor erkennt mehr Details und kann natürliche Sprachbefehle entgegennehmen und müsse in die Konsole eingesteckt sein, bevor die Konsole in den Betrieb genommen wird. Dies geht ebenfalls aus Microsoft-Dokumenten hervor. 
  • Skype: Mit Kinect als fixem Standard wird Microsoft seine teuer erstandene Kommunikationssoftware Skype zum festen Bestandteil der neuen Xbox machen.
  • Multitasking: Das Betriebssystem der neuen Xbox wird auf Multitasking ausgelegt sein, um Spiele und Apps parallel nutzen zu können. Zudem erlaubt das System Installationen und Downloads im Hintergrund.
  • Multiscreen: Ein weiteres zentrales Feature ist Microsofts Multiscreen-Ansatz via Xbox SmartGlass. Zur neuen Konsole werden Apps für mobile Geräte ausgeliefert, damit Smartphones und Tablets direkt mit der Konsole interagieren können.
  • TV-Box: Vielleicht die gravierendste Neuerung: Die neue Xbox wird über einen HDMI-Eingang verfügen und kann so als Set-top-Box agieren. Ziel sei es, die Konsole zum medialen Zentrum des Haushalts zu machen und TV- und Online-Inhalte miteinander zu vereinen.
  • Soziale Integration: Wie Branchenseiten melden, wird die neue Xbox ähnlich der PS4 die Aufzeichnung und Veröffentlichung von Spielvideos erlauben. Zudem sollen soziale Netzwerke tiefer in das System integriert sein und das Achievements-Belohnungssystem wurde stark ausgeweitet und soll nun auch plattformübergreifend funktionieren.
  • Nicht abwärtskompatibel: Geht man von der neuen Hardware-Architektur aus, wird die nächste Xbox keine Xbox 360-Spiele unterstützen. Eine Abwärtskompatibilität von Haus aus könnte nur durch die Integration wesentlicher Xbox 360-Chips erreicht werden, was die Kosten der Konsole in die Höhe treiben würde. 

Wahrscheinlich

Neben diesen gefestigten und mehrfach betätigten Informationen zu schwerer abänderbaren Hardware-Eigenschaften wurden in der Vergangenheit Angaben zu funktionalen Details gemacht, die sich über die Monate geändert haben könnten. Jedenfalls dürfte hier noch Spielraum für kurzfristigere Änderungen sein.

  • Online-Zwang und DRM: Während unterschiedliche Medien von einem verpflichtenden Internet-Zugang zur Nutzung der neuen Konsole gehört haben, kam jüngst ein Bericht auf, der diese Meldungen dementierte. Zuletzt hieß es wiederum von Microsoft-Insider Paul Thurrott, dass sehrwohl ein Online-Zwang durchgesetzt werde. Am Freitag brachte schließlich ein Bericht von Polygon Licht in die Sache. Demnach implementiert Microsoft ein System, das es den Spielherstellern offen lässt, ob sie ihr Spiel mit einem Online-Zwang versehen oder nicht. Herausgeber hätten so auch die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie zum Schutz ihrer Werke eine einmalige Online-Authentifizierung oder eine permanente Online-Verbindung für Spiele voraussetzen.
  • Gebrauchtspiel-Blockade: Ähnliches gilt für die kolportierte Blockade von Gebrauchtspielen. Auch diese Restriktion wurde zunächst wiederholt bekräftigt und in jüngerer Vergangenheit wieder in Frage gestellt. Realistisch ist, dass ein System wie einen kostenpflichtigen Online-Pass implementiert, um Hersteller bei Gebrauchtspielen mitschneiden zu lassen. Dass Microsoft sich mit einem kompletten Verbot gegen wichtige Handelspartner auflehnt, erscheint hingegen fahrlässig.
  • Windows 8: Unterschiedliche Quellen besagen, dass die neue Xbox ein umfassendes Betriebssystem nutzen wird, dass einen erheblichen Teil des Arbeitsspeichers für sich reserviert. Ende der Woche verdichteten sich die Hinweise, dass Microsoft zumindest auf eine vereinfachte Version von Windows 8 setzt. 
  • Zwei neue Konsolenmodelle: Berichten nach arbeitet Microsoft neben der neuen Xbox auch an einer günstigeren Xbox TV-Konsole, die vor allem zum Multimediakonsum gedacht sei. Diese kleine Xbox solle jedoch erst nach der großen Xbox auf den Markt kommen. Paul Thurrott will hingegen erfahren haben, dass das Projekt wieder auf Eis gelegt wurde.
  • Verfügbarkeit: Handfeste Angaben zum Preis und dem Erscheinungstermin sind vorab selbst aus gut informierten Kreisen sehr schwer zu erhalten. Das liegt daran, dass es zwei Faktoren sind, die relativ kurzfristig festgelegt werden können, um auf den Markt und die Konkurrenz einzugehen. Die Branche rechnet dennoch mit einem Marktstart bis Ende 2013 - idealerweise vor oder Anfang November.
  • Preis: Realistisch betrachtet, wenn man vorangegangene Konsolenstarts berücksichtigt, kann von einem Preis zwischen 300 und 500 Dollar ausgehen. Dies wurde bisher auch so aus informierten Kreisen berichtet. Dabei würde die 300-Dollar-Variante durch eine monatliche Gebühr für ein Zweijahres-Abo von Xbox Live gestützt.
  • Name: Die neue Xbox wird vermutlich nicht wie der Codename, "Durango", und nicht "Xbox 720" heißen. Aktuelle Hinweise deuten auf die schlichte Bezeichnung "Xbox" hin.   

Offiziell

Wenngleich viele dieser Informationen aufgrund mehrfacher Quellen als sehr sicher gelten, sei nochmals darauf hingewiesen, dass bisher nichts davon offiziell von Microsoft bestätigt wurde. Der Hersteller gab bis dato lediglich bekannt, dass die neue Xbox am 21. Mai präsentiert wird. "An diesem Tag werden wir mit euch unsere Vision der Xbox teilen und euch einen echten Vorgeschmack auf die Zukunft geben", so ein Unternehmenssprecher. 19 Tage später auf der Branchenmesse Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles werde schließlich das gesamte Portfolio an neuen Games enthüllt.

Bis dahin lädt die weiterhin brodelnde Gerüchteküche dazu ein, Wetten abzuschließen. Gerne können Sie das Forum von derStandard.at dazu verwenden. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 28.4.2013)