Das Londoner Frauenquartett Savages.

Foto: Matador

 SAVAGES Silence Yourself (Matador)
Das Londoner Frauenquartett gilt als neueste Sensation in der britischen Musikpresse. Das bedeutet meistens, dass junge Bands auf den Spuren von älteren Bands ein wenig hoppertatschig Geschichtsrevisionismus mit Gitarren betreiben und ihnen nach den ersten drei, vier Songs die Ideen ausgehen. Bei den Savages heißen die Vorbilder mehr als eindeutig Siouxie and the Banshees und diverses schattseitiges Postpunkzeug um das Jahr 1980. Die Sängerin gibt die düstere Heulboje Siouxie recht hübsch, allerdings etwas energetischer. Die Gitarren sind im Gegensatz zum Original noisiger und prägnanter abgemischt. Zumindest also die Studiotechnik hat sich während der letzten 33 Jahre weiterentwickelt.

IGGY AND THE STOOGES Ready To Die (Fat Possum)
Mit dem nach drei Jahrzehnten Pause reaktivierten zweiten Stooges-Gitarristen James Williamson an Bord versucht Iggy Pop nach einem Balladenalbum in französischer Sprache das Stooges-Comeback-Hoppala The Weirdness von 2007 zu relativieren. Neben routinierter Vorschlaghammer-Rifferei im Zeichen eines turbofrisierten Bluesrock für Amphetaminfresser versöhnen allerdings interessanterweise die drei, vier enthaltenen Balladen mit einem Mann, der mit seiner Kunst in 66 Erdenjahren noch immer nicht genug Geld für ein T-Shirt und eine ordentliche Hose erwirtschaftet hat. Iggy and the Stooges live in der Wiener Open-Air-Arena: 9. August 2013.

PHOENIX Bankrupt! (Warner)
Die französischen Softrocker verlagern das Gewicht von der Gitarre auf den Synthesizer und präsentieren nach wie vor angenehm gespielte Mainstreamhits im Stil der goldenen Jahre des AOR-Radios. Der Nuschelgesang passt. Jede Note sitzt. Man vermisst allerdings die Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Songs. Schlaffe Musik geht okay. Langweilige nicht.

FRANCIS INTERNATIONAL AIRPORT Cache (Siluh)
Die Wiener FM4-Helden haben aktuell den deutschen Krautrock studiert und so wie Phoenix die Gitarren zurückgefahren. Mit Analogsynthesizern bastelt man jetzt an Pop-Euphorie im Zeichen der Repetition. Gut. (schach, Rondo, DER STANDARD, 17.5.2013)