Eva und Roberto Cavalli richten die Modeschau des diesjährigen Life Ball (Samstag, 25.5.) aus.

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... aus ihrer Sommerkollektion.

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Eva Düringer stammt aus Vorarlberg und ist seit 33 Jahren mit dem Meister von Tigerprints verheiratet. Mittlerweile liegt die kreative Leitung der Marke in ihren Händen.

STANDARD: Wie oft streiten Sie mit Ihrem Mann, was eine Frau tragen möchte?

Düringer: Jeden Tag. Aber das macht nichts, wir ergänzen uns. Er ist, was seinen Stil anbelangt, eher zurückhaltend, ich das Gegenteil. Was Frauen mögen, das weiß ich besser.

STANDARD: Was mögen die Frauen?

Düringer: Sie wollen gut aussehen. Vor allem am Abend. Frauen, die wir einkleiden, machen viel Sport, sind ständig auf Diät. Das Wichtigste ist ihnen, schlank auszusehen. Alles, was aufträgt, ist tabu.

STANDARD: Überbordende Sexyness verbindet man eher mit Ihrem Mann. Sie stammen aus Vorarlberg. Ich hätte darauf getippt, dass Sie eher die Zurückhaltende sind.

Düringer: Im Leben ist er wesentlich emotionaler als ich. In der Arbeit ist es umgekehrt.

STANDARD: Sie kamen mit 18 nach Florenz, nach drei Jahren heirateten Sie Robero Cavalli. Hatten Sie damals schon eine klare Vorstellung von Stil?

Düringer: Überhaupt nicht. Mit 18 bin ich in meiner Ente und einer Freundin nach Florenz gefahren. Meine Freundin ist nach zehn Tagen zurück, ich bin geblieben. Ich habe damals gerne gestrickt und habe begonnen, mit Frauen aus der Umgebung eine eigene Stricklinie zu entwickeln. Nebenbei habe ich Italienisch gelernt, weil die Strickerinnen kein Englisch verstanden. Die Linie war erfolgreich, und ich habe im Unternehmen meines Mannes dann in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Für viele Jahre war ich für den Verkauf in Deutschland verantwortlich.

STANDARD: Wollte Ihr Mann, dass Sie im Unternehmen tätig sind?

Düringer: Ich bin hineingewachsen. In den 1990er-Jahren haben wir mit unseren bedruckten Jeans dann einen regelrechten Boom ausgelöst. Mein Mann hat damals gesagt, er habe das für mich gemacht, damit ich sehe, was in der Mode alles möglich ist. Er hatte in den 1970ern einen Riesenerfolg, in den 1980ern lief das Geschäft leider nicht mehr so gut. Nach der Geburt meines letzten Kindes habe ich noch im Spital für die nächste Modeschau gearbeitet.

STANDARD: Das klingt nach einer typischen Frauenkarriere. Erst steckt man zurück, nach dem letzten Kind legt man dann aber los.

Düringer: Wenn Sie so wollen, ist die Marke Roberto Cavalli mein viertes Kind. Es ist mit Sicherheit jenes, dem ich am meisten Energie gewidmet habe.

STANDARD: Zurück zu der 18-jährigen Eva Düringer. Was war das für ein Mädel?

Düringer: Ein einfaches Mädel, aber eines, das ungeheuer neugierig war. Ich bin gern gereist, habe alles wie ein Schwamm aufgesogen. Ich bin in einer bürgerlichen Familie in Vorarlberg aufgewachsen. Nachdem meine zwei Schwestern allerdings 13 bzw. 15 Jahre älter sind, bin ich wie ein Enkelkind erzogen worden. Ich war der verwöhnte Nachzügler.

STANDARD: ... dem offensichtlich mehr erlaubt wurde als anderen. Sie haben als Jugendliche an Schönheitswettbewerben teilgenommen.

Düringer: Das war reiner Zufall. Freunde haben mich zur Miss-Vorarlberg-Wahl angemeldet. Dort habe ich meine Ente gewonnen. Dann ging alles recht schnell, ich wurde Miss Austria, bei der Miss Universe war ich dann das schönste weiße Mädchen. Gewonnen hat ein schwarzes Mädchen. Bei der Entscheidung in der Dominikanischen Republik saß Roberto in der Jury, dort habe ich ihn kennengelernt. Später war ich dann auch noch bei der Miss-Europa-Wahl dabei.

STANDARD: Das war 1977. Ich nehme an, Ihre Eltern waren von den Miss-Wahlen nicht begeistert, oder?

Düringer: Nein, gar nicht. Aber ich war schon immer ein Sturschädel. Sie waren auch nicht begeistert, als ich nach Italien gegangen bin. Sie hätten lieber gehabt, dass ich in Österreich studiert hätte.

STANDARD: Hatten Sie zur Mode eigentlich immer schon ein Naheverhältnis?

Düringer: Ja, weil sie uns hilft, die Persönlichkeit auszudrücken. Selbst bei großen Events entscheide ich mich vorher nicht, was ich anziehe. Das hängt von meiner jeweiligen Stimmung ab. Ich finde, das ist die Aufgabe einer Modemarke: Frauen viele Möglichkeiten zu bieten.

STANDARD: Mode von Roberto Cavalli ist immer sehr körperbetont. Was ist der Unterschied zwischen sexy und vulgär?

Düringer: Das ist eine feine Grenze. Das hängt weniger von der Kleidung ab als von der Person, die sie trägt.

STANDARD: Kultiviert Roberto Cavalli in erster Linie eine italienische Vorstellung von Sexyness?

Düringer: Cavalli ist in erster Linie eine florentinische Modemarke. Das in dieser Stadt ansässige Handwerk spielt eine große Rolle: die Stickereien, die Lederverarbeitung. In dieser Qualität gibt es das ja kaum mehr.

STANDARD: Ihr Mann hat einmal gesagt, dass es ohne Sie das Unternehmen gar nicht mehr geben würde. Wie ist die Arbeitsteilung zwischen Ihnen?

Düringer: Roberto reist viel, er macht Fotos, kümmert sich um die PR. Und er bombardiert mich mit Ideen. Ich sortiere aus und schaue, was verwirklicht werden kann. Die gesamte kreative Arbeit liegt mittlerweile in meinen Händen.

STANDARD: Privat gehen Sie getrennte Wege. Wie kann man das Berufliche dennoch zusammen bewerkstelligen?

Düringer: Das ist nicht einfach, aber es hat sich irgendwie ergeben. Er ist dabei besser als ich, sobald er aus dem Büro geht, ist die Tür zu. Ich denke selbst während des Abendessens noch an die Arbeit. Unsere Ziele, unsere Träume ähneln sich aber immer noch, und das ist das Schöne dabei.

STANDARD: Ihr Mann ist 72. Wie soll's weitergehen, wenn er noch kürzer tritt?

Düringer: Das wird sich in den kommenden Jahren weisen. Cavalli ist ein Familienunternehmen. Unsere Kinder arbeiten bereits in der Firma. Daniele ist 27 und verfolgt die Männermode. Eine unserer Töchter ist 30 und für die Accessoires zuständig. Das ist schon einmal ein erster Schritt. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 24.5.2013)