Preise für soziales Engagement und nachhaltiges Wirtschaften gibt es en masse, Charity-Veranstaltungen auch. Unternehmen sind teilweise sehr weit in ihrer umfassend verantwortlichen Aufstellung, teilweise noch im Greenwashing verhaftet. Großes Thema für die Arbeitgeberattraktivität ist Corporate Social Responsibility (CSR) derzeit aber allemal.

Seit eineinhalb Jahren wird in Österreich auch an einem bundesweiten Rahmenplan gearbeitet. Ein Wahlkampfthema ist sie aber nicht, diese nationale Vorgabe für CSR, also für die tatsächlich wahrgenommene und ausgewiesene gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und Organisationen. Leider, könnte man anmerken. Dabei hätte ein solcher nationaler Aktionsplan "NAP CSR" schon im Vorjahr als Vorlage für den Ministerrat fertig sein sollen. Eine Reihe europäischer Staaten (darunter Deutschland, Frankreich, Dänemark) haben solche Aktionspläne bereits, die analog zur EU-Strategie 2020 mit einem Mix aus verschiedenen Instrumenten (juristischen, informativen, ökonomischen) ein ganzheitliches CSR-Agieren formen wollen.

Aber einerseits scheinen die Teilnehmer (NGOs, Sozialpartner, Interessenvertretungen), deren Expertise in solch ein Rahmenpapier einfließen soll, hierzulande uneins. Andererseits scheint auch in den beteiligten Ministerien (Soziales, Umwelt, Wirtschaft) kein drängender Handlungsbedarf zu bestehen, den nunmehr ausgearbeiteten "Draft" schnell an die breite Öffentlichkeit zu bringen.

Primat der Freiwilligkeit

Besonders aufgebracht ist das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe, Mitglieder aus dem Bereich der Arbeitnehmervertretung und den Gewerkschaften). Geschäftsführerin Marieta Kaufmann: "Wir fühlen uns nicht ernsthaft eingebunden." Hintergrund: NeSoVe ist gegen den Primat der Freiwilligkeit in Sachen CSR, das nun vorliegende interne Positionspapier zum NAP CSR (liegt der Redaktion vor, Anm.) setzt aber nicht auf die Gesetzeskeule, sondern auf eine Sogwirkung durch Vorbilder (öffentliche Hand und Staatsunternehmen), auf Umstellung der Förderstruktur, Bildungsinitiative und auf Steuererleichterungen. Für NeSoVe entsprechen die Vorschläge "dem niedrigsten Stand".

NeSoVe und die anderen "Stakeholder", der Unternehmerverband respACT etwa, die Sozialpartner und verschiedene NGOs, sind derzeit aufgefordert, das Positionspapier zu kommentieren. Ein Kommentar liegt schon vor, nämlich das Gutachten des in diesem Bereich europaweit anerkannten Politikanalyse- und Strategieberaters Adelphi: "Der vorliegende Entwurf des österreichischen Aktionsplans kann in seiner gegenwärtigen Fassung qualitativ mit den Ansätzen der europäischen Peers mithalten und an einigen Stellen Akzente setzen, die im Vergleich einmalig sind ...", heißt es da durchaus lobend. (Karin Bauer, DER STANDARD, 29./30.6.2013)