Dayli wird seit Wochen nicht mehr beliefert. Mitarbeiter fühlen sich von der Geschäftsführung uninformiert und im Stich gelassen.

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Wien - Der Businessplan, mit dem Rudolf Haberleitner um Investoren für Dayli warb, hatte es in sich. 600 Millionen Euro Umsatz stellte der Eigentümer der Drogeriekette Geldgebern bereits für heuer in Aussicht. Bis 2016 sollten es zwei Milliarden sein und dazu gigantische Gewinne von 300 Millionen. Geworden ist es ein Scherbenhaufen: Dayli steht kurz vor der Insolvenz. Ein entsprechender Antrag blieb vorerst aus. Kreditschützer rechnen mit einer Entscheidung noch diese Woche.

Dayli bereitet ein Sanierungsverfahren vor. Als Masseverwalter soll der Linzer Gerhard Rothner eingesetzt werden, dieser war vorerst nicht erreichbar. Experten bezweifeln jedoch, dass es Dayli gelingt, Quoten von 20 bzw. 30 Prozent für Gläubiger aufzubringen.

Anfang der Woche soll Haberleitner versucht haben, seine Anteile an dem Unternehmen um einen Euro an einen Handelskollegen zu verkaufen, ist aus Unternehmenskreisen zu hören. Es soll sich Insidern zufolge um Martin Zieger handeln, den früheren Chef der Handelskonzerne Palmers, Vögele und Hunkemöller. Beide standen für Stellungnahmen nicht zur Verfügung.

Für Befremdung sorgt der angebliche Raub eines mit einer Million Euro gefüllten Geldkoffers in Italien, mit dem Haberleitner vermeintliche Geschäftspartner dazu bewegen wollte, bei Dayli 25 Millionen Euro zu investieren. Die Praxis, mit Geldkoffern auszurücken, um einen Vorschuss für die Abwicklung eines Deals zu zahlen, sei "absolut unüblich", sagt Kathrin Weber, Expertin für Übernahmen und Fusionen der Kanzlei Torggler, die jüngst den Verkauf von Kika/Leiner betreute. Abgesehen davon, dass Geld in diesen Fällen bei Treuhändern oder Notaren hinterlegt werde, vor allem, wenn es sich um Firmenkapital handle, ergänzt ein anderer Anwalt, der die gesamte Raubgeschichte hinterfragt haben will. "Eine Million für die Unterschrift auf Notariatsakten: Das muss man sich erst auf der Zunge zergehen lassen." Haberleitner soll vor dem besagten Italiener gewarnt worden sein, zumal der scheinbare Investor, wie intern zu hören ist, mehrfach vorbestraft sei. Haberleitner war auch dazu nicht erreichbar. Er bestätigte mittlerweile aber, dass er in Udine geprellt worden sei. Die dortige Polizeibehörde lässt von Ermittlungen wissen und hält auch eine Befragung Haberleitners in Österreich für möglich.

Kein Rechtshilfeansuchen

"Uns liegt bisher weder eine Anzeige, noch ein Rechtshilfeansuchen vor", sagt Philip Christl, Sprecher der Linzer Staatsanwaltschaft, auf Standard-Anfrage. In den Fall nicht involviert ist auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, wie dort betont wird. Sie wird erst bei Schäden von mehr als fünf Millionen Euro aktiv. In Italien muss die Einfuhr von Beträgen von mehr als 10.000 Euro behördlich deklariert werden. Vorwürfe rund um Verdacht auf Geldwäsche weist Haberleitner scharf zurück, spricht von einer "Ente" und "Skandal". Laut der italienischen Polizei seien in dieser Causa Ermittlungen im Gange, diese würden Haberleitner aber nicht direkt betreffen: Man wolle klären, mit wem er sich getroffen habe und wer den Termin einfädelte, hieß es am Dienstag aus der Behörde in Udine.

Bei Dayli selbst lichten sich derweil die Reihen in der Geschäftsführung. Etliche Male soll Haberleitner das Führungsteam hinausgeworfen, wiedereingestellt und erneut hinausgeworfen haben, erzählen Konzernkenner. Nach den Abgängen von Ex-Lidl-Chef Hanno Rieger und Andreas Bachleitner, zuvor Vorstand bei Adeg, hält noch Peter Krammer die Stellung, der aber mit Haberleitner ebenso uneins geworden sein soll. Er gibt sich bedeckt, nur so viel: Man habe die Suche nach Rettern nicht aufgegeben. "Wir kämpfen bis zur letzten Minute, geben unser Bestes", sagt er dem Standard.

Lieferanten, die auf unbezahlten Rechnungen sitzen, sind derweil dabei, sich zu formieren. Sie fürchten Konkursverschleppung und bereiten entsprechende Anträge vor. Er könne nicht verhindern, dass manche versuchten, Druck auszuüben, sagt Krammer. Wenn sie das als gute Lösung erachteten, sollten sie eben so agieren. "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 3.7.2013)