John Kibanga flüchtete vor sieben Jahren nach Uganda.

Foto: Der Standard/Julia Raabe

Kampala - Als vergleichsweise stabiles Land in einer von Krisen geplagten Region ist Uganda auch Anlaufstelle für viele Menschen, die von der Gewalt aus ihren Heimatstaaten vertrieben wurden. Mehr als 200.000 Flüchtlinge und Asylsuchende leben laut dem UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR in Uganda, die große Mehrheit kommt aus der Demokratischen Republik Kongo, dem westlichen Nachbarland, in dem ein blutiger Krieg wütet.

John Kibanga (29) aus Rutshuru in der Provinz Nord-Kivu, Ostkongo, ist einer von ihnen. Seit sieben Jahren lebt er in Kampala. Schon sein Vater, ein Journalist, sei von Milizen ermordet worden, sagt er. Er selbst sei zweimal verschleppt worden: 2003 von einer Gruppe Mai-Mai-Milizen, später von Männern des Ex-Rebellenführers Laurent Nkunda, als diese die Kontrolle über Rutshuru übernahmen. "Ich wurde gefoltert, vergewaltigt und dazu gezwungen, Morde mit anzusehen."

Dreimal verschleppt

Jedes Mal halfen Bekannte, seine Freilassung zu verhandeln. Als Milizen ihn 2006 schließlich ein drittes Mal verschleppten, wurden diese von einem Angriff einer anderen Rebellengruppe überrascht. Dabei entkam Kibanga - doch der Weg zurück in seinen Heimatort war ihm versperrt. So kam er nach Uganda. "Leute haben mir gesagt, dass meine Frau entführt worden sei. Ich habe keine Nachricht mehr erhalten."

Jedes Mal, wenn im Osten des Kongo wieder schlimme Kämpfe ausbrechen, strömen tausende Flüchtlinge über die Grenze nach Uganda, um in einer der Flüchtlingssiedlungen Schutz zu finden, so die Vize-Chefin des UNHCR in Uganda, Sakura Atsumi. Die Situation ist unübersichtlich: "Die Allianzen der kämpfenden Gruppen ändern sich manchmal täglich."

Warnung vor humanitärer Krise

Erst vor Tagen sind nach einem Angriff der Rebellengruppe ADF in Nord-Kivu wieder mehr als 50.000 Menschen über die Grenze nach Uganda gekommen, die in Notunterkünften untergebracht werden. Das Rote Kreuz warnte am Sonntag vor einer humanitären Krise.

Während Atsumi betont, dass die Bevölkerung in Uganda den Flüchtlingen gegenüber sehr tolerant sei und die Regierung große Unterstützung leiste, berichten Betroffene von Armut, Ausgrenzung und Gewalt. Innocent Kamansi, selbst Flüchtling, sagt, Alkohol- und Drogenmissbrauch seien weit verbreitet. Und viele Frauen, die mit ihren Kindern gekommen seien, flüchteten sich mangels Arbeitsmöglichkeiten in die Prostitution. (raa, DER STANDARD, 16.7.2013))