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Nach Meinung von Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig, gehören Depressionen zu den am meisten unterschätzten Erkrankungen.

Foto: apa/dpa/Oliver Berg

Leipzig - "Burnout ist sehr oft nur ein besser klingender Name für eine depressive Erkrankung. Unter diesem Label fällt es zwar vielen Betroffenen leichter, sich professionelle Hilfe zu holen, andererseits kann diese 'Ausweichdiagnose' zu einer Unterschätzung der Erkrankung und einer nicht immer richtigen Behandlung führen", sagt Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig.

Nach Meinung des Experten gehören Depressionen zu den am meisten unterschätzten Erkrankungen. In Österreich leiden rund 700.000 Menschen an Depressionen. In Deutschland ist derzeit von etwa vier Millionen Betroffenen die Rede, von denen laut Hegerl nur eine Minderheit eine optimale Behandlung erhält.

Zudem gibt der Psychiater zu bedenken, dass Patienten Ihrem Arzt oder Psychotherapeuten immer öfter sagen, sie hätten Burnout anstelle einer Depression. "Leer und ausgebrannt zu sein und an einem Burnout zu leiden, hört sich nach außen hin besser an und wird auch von der Umgebung und dem Arbeitgeber eher akzeptiert", ist Hegerl überzeugt. 

Depression verharmlost

Häufig wird Burnout-Geplagten empfohlen "leiser zu treten", sich zu erholen und gegebenenfalls Urlaub zu machen. "Versteckt sich hinter dem Burnout aber eine Depression, wäre es ein großer Fehler so zu handeln. Die Krankheit reist mit und wird im Urlaub oft als noch unerträglicher erlebt. Längerer Schlaf führt bei Menschen mit einer Depression meist eher zu einer Zunahme der depressiven Symptome", erläutert der Klinikleiter. Im Gegensatz dazu führt Schlafentzug bei der Mehrzahl der depressiv Erkrankten zu einer schlagartigen Besserung.

"Burnout ist ein Modebegriff, besonders in deutschsprachigen Ländern. Problematisch ist, dass durch die Vermengung von Stress, Burnout und anderen Befindlichkeitsstörungen die schwere Erkrankung Depression verharmlost wird. Der beste Weg für den richtigen Umgang mit der Depression ist, sie bei ihrem Namen zu nennen. Wer 'Burnout' sagt und 'Depression' meint, verhindert oft die richtige Therapie", so Ulrich Hegerl. (red, derStandard.at, 2.8.2013)