Jaguar zeigt auf der IAA in Frankfurt einen SUV, der nicht weniger ist als die Speerspitze der Engländer gegen die deutschen Premiumhersteller Mercedes und BMW

In freier Wildbahn hat der Jaguar keine natürlichen Feinde. Na gut, ja doch, den Menschen. Der ist dort so etwas wie Ford für den automobilen Jaguar. Nur zur Erinnerung: 1989 übernimmt Ford mit der Premier Automotive Group  die englische Traditions-Automarke Jaguar und begleitet sie bis 2008 in Richtung Abgrund. Ab dann übernimmt Tata Motors die finanziellen Geschicke bei Jaguar und fortan soll es bergauf gehen. 2012 kommt Land Rover zu Jaguar.

Von 2013 sprechen die Briten bereits jetzt schon von einem "Rekordjahr", nachdem sie in den ersten drei Quartalen ein Plus von rund 16 Prozent verbuchen werden. Bis dahin hat die britische Nobelmarke gleich mehrmals mit geliebten Traditionen gebrochen. Wir sagen nur Dieselantrieb, Kombi, Allrad-Option. Oh behave! Jetzt wird die nächste Schamgrenze überschritten: Jaguar klopft mit der Studie C-X17 ernsthaft den SUV-Markt ab.

Heuer zeigte Jaguar auf der IAA die Studie eines SUV, den C-X17. Und man hört, dass sich Jaguar bereits die Namensrechte für Q-Type habe sichern lassen. Der Jaguar geht damit zum Angriff über, hat seine Beute klar im Visier: BMW und Mercedes – wohl aber auch Audi. Ein hochwertiger SUV soll den deutschen Marken ein paar Marktanteile abzwicken.

Foto: Andreas Stockinger

Zwar lässt sich bei Jaguar niemand aus der Nase ziehen, wann denn dieser Jaguar in Serie gehen könnte, aber allzu lange dürfte es wohl nicht dauern. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Studien wirkt der C-X17 schon sehr seriennah. Sogar die Formsprache stimmt schon: Er hat eindeutig die Schnauze vom XJ, und die Heckleuchten vom F-Type.

Foto: Jaguar Land Rover

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Die wirkliche Neuerung fällt aber nicht auf den ersten Blick auf: Diese Jaguar-Studie zeigt erstmals dein Aluminium-Monocoque, welches das Rückgrat der neuen Plattform der nächsten Jaguar-Generation darstellt.

Foto: APA

Als erstes Modell mit dem Alu-Monocoque wird eine sportliche Stufenhecklimousine der gehobenen Mittelklasse auf den Markt kommen, verspricht Jaguar. 2015 soll der X-Type-Nachfolger bereits auf dem Markt sein und gegen C-Klasse, 3er und A4 die Krallen ausfahren. Bei den Motoren setzen die Engländer auf Vierzylinder – sowohl Benziner als auch Diesel – die aus dem Werk in Wolverhampton stammen. Und auch den V6 aus dem F-Type will Jaguar natürlich anbieten.

Foto: Jaguar Land Rover

Warum die Engländer dann eine SUV-Studie machen, anstatt gleich die Limousine zu präsentieren, von der sie wohl schon recht genau wissen, wie sie aussehen wird? Die Antwort ist so simpel wie auch einleuchtend: Mit einem SUV erregt man mehr Aufmerksamkeit – und man kann mit so einer Studie einmal vorsichtig die Kunden fragen, ob sie so etwas kaufen würden. Gerade bei einem Hersteller wie Jaguar, der in diesem Segment nichts anbietet, ist das umsichtig.

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Rolls-Royce-Vorstandschef Torsten Müller-Ötvös brachte es im Zuge der IAA so auf den Punkt: "So eine Marke kann man ganz schnell kaputt machen." Natürlich meinte er damit Rolls-Royce selbst – die auf der IAA den Wraith präsentierten –, bezog sich dabei aber auf selbe Idee, nämlich dass auch Rolls-Royce einen SUV bauen könnte. "Der Wunsch nach einem Geländewagen taucht bei den Kunden immer wieder auf", sagte er, und gab zu, dass erste Zeichnungen dazu bereits auf den Tischen liegen – aber noch keine Pläne.

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Seine Zurückhaltung ist nur verständlich, wenn wir uns an Genf 2012 erinnern, wo Bentley mit der SUV-Studie EXP 9 F vorpreschte und harsche Kritik einstecken musste. Und auch bei Lamborghini dachte man schon laut über einen SUV nach – baute ihn aber bis heute nicht. Obwohl die Italiener mit 301 verkauften LM002 zumindest eine Offroad-Historie haben. Wenn auch keine restlos beneidenswerte.

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Die Reaktionen auf den C-X17 sind unterschiedlich. Während sich die einen fragen, wie ein SUV ins Produktportfolio passen soll, zeigen die anderen auf Land Rover, den Offroad-Bruder, und rechnen lieber die Synergieeffekte zusammen.  Von "noch so ein Straßenungetüm" bis hin zu "sofort bauen!" reichen die Kommentare in diversen Auto-Foren. Tendenziell überwiegen noch die negativen Reaktionen.

Foto: Jaguar Land Rover

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Die haben aber seinerzeit aber auch BMW X3 und Audi Q5 in ähnlicher Form erhalten, gegen die der Jaguar-SUV Stellung bezieht. Obwohl: Mit 4,72 Metern ist er um sieben Zentimeter länger als der X3 und fast neun Zentimeter länger als der Q5.

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"Sportliches Handling und gute Onroad-Qualitäten" sagt Jaguar der Studie nach. Obwohl sie ihren Cross-Over lieber auf der Straße sehen, wird er ein intelligentes Allradsystem haben. Dieses schickt bei trockener Fahrbahn den Großteil der Kraft an die Hinterräder. Der C-X17 steht auf 23-Zöllern und blinzelt mit LED-Scheinwerfern.

Foto: Jaguar Land Rover

Im Innenraum bleibt Jaguar gewohnt hochwertig und setzt dort und da auf Handarbeit – etwa beim Verarbeiten des Leders. Multimedia fehlt auch nicht, falls es wer braucht, dass er über das bordeigene Wlan seinen Facebook-Freunden den nahenden Besuch androht. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 12.9.2013)

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