Auf dem Sternstein bei Bad Leonfelden im Mühlviertel – der östlichsten Erhebung des Böhmerwaldes – genießt man von der Aussichtswarte auf dem höchsten Punkt einen herrlichen Rundblick. An klaren Tagen, wie sie im Herbst häufig sind, erblickt man die Alpenkette vom Schneeberg über den markanten Dachstein bis zum Watzmann und einen Teil von Tschechien. Dort sind allerdings auch die Kühltürme des Kernkraftwerks Temelín zu erspähen – was den sonst makellosen Panoramablick ein wenig trübt. Freilich aus der Perspektive der Wanderer nicht ersichtlich: Der Berg liegt direkt an der europäischen Wasserscheide.
Schlank und studentisch
Die Aussichtswarte wurde am 20. Oktober 1899 eröffnet, Anlass für ihren Bau war das 40-jährige Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs; die Planung stammt übrigens von einem Architekturstudenten. Den schlanken Turm hat man mittlerweile natürlich schon mehrmals renoviert, heute wird er vom Alpenverein betreut.
Beim Aufstieg kommt man an der Waldschenke am Sternstein vorbei, die nach eigenen Angaben als "Leuchtturm der Bodenständigkeit" fungiert und vorwiegend Produkte aus der näheren Umgebung präsentiert. Die Speisekarte animiert jedenfalls zum längeren Verweilen. Da die Runde aber nicht besonders anstrengend oder lang ist, lassen sich nur wenige Kalorien wieder abbauen.
Der Abstieg führt an den Resten einer rund 600 Jahre alten Glashütte vorbei, die man bei Ausgrabungen im Jahre 1991 entdeckt hat. Die Glaserzeugung, zu der viel Holz als Energiespender gebraucht wurde, war früher – nicht nur im Mühlviertel – ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Die Runde führt durch eine reizvolle Landschaft, die bereits Adalbert Stifter eindrucksvoll beschrieben hat. Nicht nur vom Gipfel, auch von einigen Plätzen am Anstieg bietet sich freie Sicht in die nähere und weitere Umgebung. Allerdings fragt man sich, wie lange die Stifter'sche Idylle noch bestehen bleibt: Skipisten und Windräder fügen sich jedenfalls nicht allzu harmonisch in dieses Bild.
Die Wanderroute: Beim Poststeig in Bad Leonfelden erreicht man die Markierung des Nordwaldkamm-Weges, auf dem man in nördlicher Richtung über Unterlaimbach wandert. Später schwenkt man nach Westen und gelangt zur Waldschenke am Sternstein. Die Gehzeit ab Bad Leonfelden beträgt 1¼ Stunden. Es folgt der Aufstieg zur Warte auf dem Gipfel des Sternsteins, für den man dann noch eine knappe Dreiviertelstunde braucht.
Für den Abstieg wählt man die rote – und teilweise grüne – Markierung, die nach Osten in einen Sattel hinabführt, dort hält man sich rechts und folgt der rot markierten Route, die zum Nordwaldkamm-Weg führt. Auf diesem kehrt man zum Ausgangspunkt Bad Leonfelden zurück. Gehzeit ab Sternstein-Gipfel zwei Stunden. (Bernd Orfer, DER STANDARD, Album, 5.10.2013)