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Sesselrücken vor der Verleihung des Friedensnobelpreises im Dezember 2012 in Oslo. Vergangenes Jahr ging der Preis an die Europäische Union.

Foto: Heiko Junge, NTB Scanpix/AP/dapd

Das Friedensnobelpreiskomitee gibt heute bekannt, wer den Preis im Jahr 2013 erhält. Favoritin ist unter anderen Malala Yousafzai, jene 16-jährigen pakistanische Aktivistin, der Talibankämpfer in den Kopf geschossen hatten. Yousafzai überlebte schwer verletzt. Seither reist sie um die Welt, kämpft für die Rechte von Kindern, hält eine Rede nach der anderen und wird mit Preisen überhäuft.

Der Friedensnobelpreis hat in der öffentlichen Wahrnehmung einen Sonderstatus: Die Auszeichnung hat das Leben von Präsidenten, von Freiheitskämpfern und bescheidenen Menschenrechtsarbeitern verändert. Einige Gewinner sagen, die Erwartungen, die der Friedensnobelpreis mit sich bringe, können erdrückend sein.

Alle bisherigen Gewinner haben ihre Entscheidung bewusst gefasst, als Erwachsene. Die bisher jüngste Friedensnobelpreisträgerin, die jemenitische Friedensaktivistin Tawakul Karman, war 32, als sie den  Preis erhielt - doppelt so alt wie Yousafazai.

Friedensnobelpreis als Heiligsprechung

"Er wird ihr Leben verändern", sagte Geir Lundestad, Vorsitzender des norwegischen Nobel Instituts, über die kommenden Preisträger. "Sie werden mit Einladungen überschwemmt werden, man wird ihnen genau zuhören und sie manchmal sogar als Heilige betrachten." Bereut habe es bisher allerdings keiner der Preisträger. "Zumindest habe ich noch keinen getroffen", sagte Lundestadt.

Einen anderen Tenor vertritt Jody Williams, die 1997 den Preis für eine Kampagne für das Vebot von Tretminen erhalten hatte. In ihrer jüngst erschienen Biografie spricht sie unverblümt über die Kehrseite ihrer Auszeichnung. "Es war nicht immer alles eitel Wonne", erzählt Williams. Viele Menschen scheinen zu glauben, dass ein Nobelpreis "Menschen in etwas verwandelt, dass einer heiligen Gestalt gleichkommt", berichtet Williams in ihrem Buch.

Auszeichnung als mögliche Bürde

In den norwegischen Medien wird Malala Yousafazai in diesem Jahr als große Favoritin gehandelt. Kristian Harpviken, Leiter des unabhängigen Friedensforschungsinstituts in Oslo, setzt ebenfalls auf die 16-Jährige. "Die große Frage ist ihr Alter", sagt Harpviken. Die Gefährdung des Mädchens durch die Taliban würde sich durch die Auszeichnung jedoch nicht nennenswert erhöhen. Vielmehr müsse man darüber nachdenken, ob man mit einer solchen Auszeichnung einem Mädchen dieses Alters nicht zu viel aufbürdet. Die Auszeichnung trägt sie immerhin ein Leben lang. (red, derStandard.at, 9.10.2013)