Ausblick aus dem Badehaus, ...

Foto: Kurt Kuball

Einblick ins Kärntner Bürgerzentrum.

Foto: Share Architects/Tanzer

Wien - Die Anfänge waren geradezu beispielhaft kosmopolitisch. Als sich Hannes Bürger, Silvia Forlati und Thomas Lettner 2003 in Wien zusammenschlossen, kamen zwei von ihnen gerade aus Singapur, studiert hatte man in Italien, den Niederlanden und Japan, gearbeitet unter anderem bei Zaha Hadid. Dazu passend war das erste Projekt das Leitkonzept für die erfolgreiche paneuropäische Wanderausstellung Wonderland, deren pixelgroße Tafeln monatelang durch sämtliche europäische Hauptstädte tourten.

So global hätte es weitergehen können, doch die drei Architekten blieben hier. "Damals habe ich noch nicht einmal Deutsch gesprochen", erinnert sich die gebürtige Italienerin Silvia Forlati. Von weltläufiger Schnittigkeit allerdings der Büroname: Share. "Ein Gebäude wird ja erst in der Zusammenarbeit ermöglicht. Es ist ein Prozess des gemeinsamen Findens", erklärt Silvia Forlati den Namen.

Barrierefreie Offenheit

Heute ist das Büro fest im konkret gebauten Österreich verwurzelt. Der Durchbruch kam mit dem Gewinn des Wettbewerbs für die Palliativstation des Wiener Wilhelminenspitals (mit Raum-Werk-Stadt Architekten), die 2012 fertiggestellt wurde. Um den Patienten Schutz vor Einblicken und trotzdem viel Bewegungsradius zu geben, bekam der breit angelegte Bau helle Atrien eingestanzt, und nachdem die Zimmer allesamt Richtung Grün orientiert wurden, gelang es, einen Großteil des Baumbestands zu erhalten - eine barrierefreie Offenheit zwischen Innen und Außen, die mittlerweile so etwas wie ein Markenzeichen geworden ist.

Ihr jüngstes Projekt, das im September eröffnete Bürgerservice-Zentrum in Ossiach, holt ebenso die Landschaft ins Haus. Der multifunktionale Doppelpavillon steht leicht erhöht neben dem altehrwürdigen Stift. "Durch eine faltbare Fassade kann der Saal zum Außenraum geöffnet werden", sagt Silvia Forlati. "Und die Stufen auf der Terrasse sind als Bühne für Hochzeiten und Veranstaltungen nutzbar, ohne dass man jedes Mal eine Behelfskonstruktion bauen muss."

Maximale Raumnutzung

Eine Methode, die auch bei Bauaufgaben zur Anwendung kommt, bei denen es für gewöhnlich enger zugeht: den Wohnbauten. Das yachtweiße Badehaus an der Alten Donau, das fast nur aus einer zwischen Innen und Außen oszillierenden Terrasse besteht, ebenso wie Geschoßwohnbauten, die trotz engen räumlichen und finanziellen Korsetts mit großen Loggien und geräumigen Stiegenhäusern Platz und Luft schaffen. "Es geht uns um die maximale Raumnutzung, um eine Großzügigkeit über das Minimum hinaus", sagt Forlati.

Ist es die Offenheit der globalen Erfahrung, die diese Luftigkeit in die Entwürfe bringt? "Ich weiß nicht, ob man das im Ergebnis sieht", meint die Architektin. "Es ist mehr ein mentaler Internationalismus. Die Nähe zum Kunden und zur Baustelle sind uns wichtiger. Der österreichische Markt ist spannend genug." Wonderland ist eben überall. (Maik Novotny, DER STANDARD, 25.10.2013)