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Über ihre berufliche Zukunft haben Hochschulabsolventen klare Vorstellungen.

Foto: AP/Sarbach

Eine ausgewogene Work-Life-Balance steht beim Ziel der beruflichen Karriere von Hochschulabsolventen ganz oben. Laut einer Absolventenbefragung der Johannes-Kepler-Universität (JKU) nannten zwei Drittel diesen Wunsch an erster Stelle, gefolgt von einem intellektuell herausfordernden Job (48 Prozent). Nur ein Viertel der Befragten hat eine leitende Führungsposition als berufliches Ziel.

Auch der Schritt in die Selbstständigkeit wird nur von wenigen Studienabgängern als Option gesehen. Zu diesem Ergebnis kommt die österreichweite "Students First Choice"-Befragung der Career Service Austria. Nur acht Prozent möchten nach Abschluss ein Unternehmen gründen. Erst nach einigen Jahren Berufserfahrung gewinnt die Selbstständigkeit an Attraktivität - gerade für Absolventen technischer und naturwissenschaftlicher Fächer. 14 Prozent dieser Absolventen wollen direkt nach Studienabschluss in die Selbstständigkeit starten. Nach fünf oder mehr Jahren Berufserfahrung sind es bereits 40 Prozent.

Entrepreneurship-Education

Damit das unternehmerische Potenzial der Hochschulabgänger besser genutzt werde, wäre laut Experten die Integration von Entrepreneurship-Education in dieser Studienrichtung ein wichtiger Schritt. Denn häufig würden sich diese Gründungen zu stark technologisch orientieren und den Markt dadurch vernachlässigen.

Die Privatwirtschaft und auch der öffentliche Dienst sind unter Hochschulabsolventen am begehrtesten. Rund 20 Prozent würden gerne im öffentlichen Bereich ihre berufliche Laufbahn starten. Und hier stehen die eigene Universität, die Uno oder Bundesministerien ganz oben. Laut einer Studie der Universität Wien beginnen auch knapp 20 Prozent ihren beruflichen Werdegang im öffentlichen Dienst. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wurden die Karrierewege der Absolventen aller Studienrichtungen der Uni Wien untersucht. Und nur fünf Prozent der Absolventen der Universität Wien sind drei Jahre nach Studienabschluss selbstständig.

Umgekehrt das Bild bei den Absolventen der Wirtschaftsuni Wien. Hier wollen nur rund sieben Prozent der Abgänger bei staatlichen Instituten zu arbeiten beginnen. Und immerhin ein Viertel bekennt sich ausdrücklich dazu, selbstständig werden zu wollen.

Vollwertig einsteigen

Der direkte Berufseinstieg in ein Unternehmen wäre den Absolventen am liebsten. Traineeship oder Praktikum stehen selten auf dem Plan, so die "Students First Choice"-Befragung. Auch was die Unternehmensgröße betrifft, gibt es klare Präferenzen. Der Großteil würde am liebsten in einem Unternehmen zwischen 100 und 500 zu arbeiten beginnen.

Die Einschätzung über das Erstgehalt ist durchaus realistisch. Im Durchschnitt erwarten sich Studierende für eine Vollzeitstelle ein Bruttogehalt von knapp 2400 Euro, Absolventen technischer Studienrichtungen erwarten sich mehr, durchschnittlich 2800 Euro. Diese Erwartungen decken sich mit der Analyse des ÖPWZ (Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeitszentrum), aber nur, wenn nach dem Masterabschluss in den Beruf gestartet wird. Das ÖPWZ erhob die Einstiegsgehälter von Absolventen unterschiedlicher Ausbildungstypen. Und hier zeigt sich: Ein Mastertitel von einer Universität ist den Unternehmen am meisten wert. Im Vergleich zum Bachelor um bis zu 200 Euro.

Chancen am Arbeitsmarkt

Wenig optimistisch sind Studienabgänger bei der Einschätzung ihrer Chancen am Arbeitsmarkt. 40 Prozent gehen nicht davon aus, innerhalb von drei Monaten nach Abschluss eine adäquate Stelle gefunden zu haben. Die Arbeitsmarktdaten geben aber wenig Grund für diese schlechte Einschätzung. Während die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2004 un 2010 in Österreich um insgesamt 9,4 Prozent zugenommen hat, ist die Zahl der erwerbstätigen Akademiker im gleichen Zeitraum um fast 27 Prozent gestiegen. Die Studienrichtung ist aber entscheidend. Denn der Berufseinstieg von Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftern werde durch eine Phase von atypischen Beschäftigungsverhältnissen gekennzeichnet sein, heißt es in einer Studie des Arbeitsmarktservice. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, 9./10.11.2013)