Gewerbebauten jenseits der Trapezblechtristesse: Helmut Poppe und Andreas Prehal von poppe*prehal Architekten ...

Foto: Walter Ebenhofer

... bringen die Passivhaustechnologie in schnittige Form. Im Bild die Firmenzentrale Schachinger in Hörsching (OÖ).

Foto: Walter Ebenhofer

Steyr – Spricht man heute von Passivhäusern, haben die meisten noch immer unweigerlich das Bild eines zum Anschlag gedämmten Monopolyhauses auf der grünen Wiese vor dem geistigen Auge, energetisch gefinkelt aber architektonisch brav und unspektakulär. Dabei beschränkt sich die ambitionierte Energieeffizienz heute längst nicht mehr auf Wohnhäuser, und muss auch nicht im Strickpulli-Look daherkommen.

Am Anfang war das Passivhaus

Der Neubau für einen Metallbetrieb in Wien-Liesing, der vor kurzem fertiggestellt wurde, kommt beispielsweise sehr schnittig und fesch daher, mit scheinbar unsparsamem Verglasungsanteil obendrein. Verantwortlich für das heiz- und kühlautarke Gebäude mit Wasserspeicher und Photovoltaik sind die Architekten Helmut Poppe und Andreas Prehal vom Büro poppe*prehal in Steyr, die sich seit der Gründung vor 13 Jahren dem energieeffizienten Bauen verschrieben haben.

"Schon unser erstes Projekt war ein Passivhaus", erinnert sich Helmut Poppe. "Damals nannte man das noch 'Solararchitektur', ein richtiges Unwort, das nach Birkenstockschlapfen klingt. Wir wollten zeigen, dass es auch zeitgemäßer geht." An Einfamilienhäusern leistet man sich heute noch zwei pro Jahr, die Mehrzahl der Projekte von poppe*prehal sind inzwischen Gewerbebauten und öffentliche Bauten wie Schulen und Kindergärten. Dafür reizen die Architekten den Tätigkeitsbereich weit aus, agieren als Generalplaner und scheuen auch nicht vor der Entwicklung eigener Prototypen zurück.

Weniger Technik, mehr Hausverstand

2009 entwickelte man im Rahmen eines EU-Projektes in vierjähriger Forschungsarbeit für den Firmensitz der Eine Welt Handel GmbH im steirischen Niklasdorf ein Fassadensystem namens eco2building, was dem Bau eine Nominierung für den Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit bescherte. "Wir haben uns gefragt, warum eigentlich nur Einfamilienhäuser Passivhäuser sein sollten, und nicht auch Gewerbebauten. Gerade dort legen die Auftraggeber Wert auf einen hohen Vorfertigungsgrad und kurze Bauzeit, man kann also technisch einiges herausholen", sagt Helmut Poppe. In Hightech-Spielereien will man sich jedoch nicht verlieren: "Auch mit weniger Technik kann man erfolgreich sein. Man braucht nur einen gewissen Hausverstand."

Dies, und ambitionierte Auftraggeber. So kann auch ein Logistikzentrum wie jenes der Firma Schachinger in Hörsching (OÖ) komplett als Holzbau errichtet werden – ungewöhnlich, kommen doch Lagerhallen in der Regel als Trapezblechdesaster daher.

Die Bauten kommen dabei durchwegs in kantiger Form daher. Helmut Poppe scheut die oft gebrauchte "Kisten"-Vokabel nicht: "Das hat weniger mit Energieeffizienz zu tun, oder dass ein Gebäude unbedingt möglichst kompakt sein soll. Diese Stringenz entspricht unseren Vorstellungen von Architektur. Es ist keine Architektur, die schräg sein will." (Maik Novotny, DER STANDARD, 23.11.2013)