London – 10,2 Millionen Menschen sitzen weltweit im Gefängnis. Dies zeigt eine am Freitag veröffentlichte Studie des Londoner Internationalen Zentrums für Gefängnisstudien (ICPS). Mehr als ein Fünftel aller Häftlinge sitzen in US-Gefängnissen, die damit ihren Spitzenplatz in der Statistik klar behaupten.

In absoluten Zahlen liegen die USA mit 2,22 Millionen Häftlingen vor China (1,64 Millionen) und Russland 680.000. Auf 100.000 Einwohner kommen in den USA 716 Häftlinge, während es in China nur 121 sind. Allerdings sind in dieser Zahl rund 650.000 Personen, die in chinesischer "Verwaltungshaft" sitzen, nicht berücksichtigt.

Häftlingszahlen pro Kopf: Kleine Inseln liegen vorne

Betrachtet man die Häftlingszahlen pro Kopf, liegen mehrere kleine Inselstaaten wie St. Kitts and Nevis (714 Häftlinge pro 100.000 Einwohner) oder die Seychellen (709) im vordersten Feld. Vergleichsweise hoch ist die Häftlingspopulation auch in Kuba (510) und Russland (475). Der weltweite Durchschnitt liegt bei 144 Häftlingen pro 100.000 Einwohner.

Österreich liegt im Durchschnitt

Das Verhältnis für Österreich beträgt 98 Häftlinge pro 100.000 Einwohner (insgesamt 8.273 Häftlinge). Damit liegt Österreich genau im Durchschnitt der westeuropäischen Staaten. Spitzenreiter innerhalb der EU sind die baltischen Staaten Litauen (329 Häftlinge pro 100.000 Einwohner), Lettland (304) und Estland (238). Den niedrigsten Wert aller 28 EU-Staaten verbucht Slowenien (66).

ICPS-Direktor Peter Bennett bezeichnete das Ergebnis der bereits zum zehnten Mal durchgeführten Studie in einer Aussendung als "besorgniserregend". Die Häftlingspopulation nehme nämlich weltweit zu, obwohl es erwiesen sei, dass Haft nicht nur "äußerst kostspielig", sondern "auch unangemessen und ineffektiv für die meisten Häftlinge" sei. Das ICPS rufe die Regierungen daher auf, nach Alternativen für die Haft zu suchen.

Daten zwischen 2011 und 2013 erhoben

Die Zahlen in der Studie wurden in Zusammenarbeit mit den nationalen Gefängnisverwaltungen und internationalen Organisationen erhoben. Die meisten Daten beziehen sich auf den Zeitraum zwischen September 2011 und September 2013, erläuterte das ICPS. (APA/red, derStandard.at, 22.11.2013)