Wien - Opernpremieren war zuletzt in Wien kaum zu entkommen. Im Theater an der Wien beschenkte Idomeneo mit Geburtsschreien, an der Volksoper erheiterte der Trovatore eher unfreiwillig. An der Staatsoper zeigte die Zauberflöte ihr kindliches Antlitz. All dies war von respektablem szenischem Aufwand; doch geht Theaterzauber auch viel simpler.

Im Ehrbar-Saal gab ein britischer Weltstar, Sopranistin Felicity Lott, in Begleitung des Pianisten Graham Johnson, Francis Poulencs solistisch angelegtes Musiktheater La Voix humaine. Und: Für diesen aufwühlenden Monolog einer um ihre Beziehung telefonierenden Tragödin braucht Lott nur Sitzgelegenheit und Telefon.

Sofern man die Eindringlichkeit einer Aufführung an der Intensität der Umsetzung bemisst, war dies wohl die interessanteste der genannten Premieren: Lott beherrscht das zarte Flehen wie die Verzweiflung einer Sterbenden. Ihr Ausdruck und ihre Präsenz hoben den Abend in Bereiche des Besonderen. Es wäre schade, sollte solches in Hinkunft nicht mehr möglich sein. Unlängst hat die Stadt Wien dem Veranstalter Clemens Horvat ja eröffnet, die Subventionen für 2014 um 25 Prozent kürzen zu wollen. "Unter diesen Umständen ist ein Weitermachen ziemlich schwer", so Horvat, der jetzt einmal grübelt, "wie sich das auf die feststehende Programmierung bis zum Sommer auswirkt".

Im Februar 2014 wäre etwa Mime Cornelius Obonya mit den Österreichischen Salonisten im Ehrbar-Saal zu bestaunen. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 25.11.2013)