Jamie und Klaus Heidegger mit ihrem neuen Beauty-Produkt "Retrouvé".

Foto: Nägele und Strubell

Ein bisschen Supercreme für Dagmar Koller und Skilegende Franz Klammer.

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Die neuen Luxuscremes: Feuchtigkeitsspendende Gesichtsaufbaupflege (440 Euro), Nährstoffaktives Gesichtsserum (391 Euro), Reichhaltige Aktiv-Gesichtscreme (385 Euro), Vitalisierendes Augenkonzentrat (410 Euro)

Foto: Retrouve

Sie konnten es einfach nicht lassen: die Heideggers. Wer einmal in Sachen Erfolg Blut geleckt hat, will es immer wieder erleben. Für alle, die die Heideggers nicht kennen: Klaus Heidegger ist jener Wahlamerikaner mit Tiroler Wurzeln, der die Kosmetikmarke Kiehl’s großgemacht hat. Eigentlich war er ein erfolgreicher Skirennläufer in den 1970er-Jahren, bei einem Training in Tirol lernte er aber die Amerikanerin Jamie Morse kennen und verliebte sich. Sie kam aus New York. Ihr Vater betrieb die 1851 gegründete Kiehl's-Apotheke im East Village, in der sogar Andy Warhol sein Gesichtswasser gegen fettige Haut kaufte.

Guter Lauf

Als Klaus Heidegger seine Skikarriere beendete, übersiedelte er nach New York. Er heiratete Jamie  und zusammen machten die beiden Kiehl’s so attraktiv, dass im Jahre 2000 der große L’Oréal-Konzern kolportierte 100 Millionen Dollar für die Marke zahlte. Klaus Heidegger setzte den amerikanischen Traum vom dynamischen Unternehmertum fort und verlegte sich auf die Entwicklung von Gesundheitsschuhen nach der Massai-Barefoot-Technologie (MBT). Jamie widmete sich dem Familienleben. Die beiden leben mit drei Kindern auf einer Ranch unweit von Los Angeles.

Zurück zum Ursprung

Also alles wunderbar. "Die Frau wollte das machen, und ich habe gesagt, wenn du das willst, dann machen wir das", eröffnete Klaus Heidegger im leicht amerikanisch gewordenen Tirolerisch ein Event, das letzten Montag  in den Prunksälen der Wiener Albertina stattfand. Anlass für den Empfang, zu dem sich eine bunte Mischung von Prominenten eingefunden hatte, war die Präsentation von Retrouvé, der neuen Kosmetiklinie der Heideggers. Franz Klammer war da, die Schwestern Barbara und Claudia Stöckl schlürften Champagner, Musicalstar Uwe Kröger und sogar die Grünen-Politikerin Eva Glawischnigg gaben den Heideggers die Ehre. Die vier Produkte der neuen Linie waren auf Tischen in den Audienzsälen aufgebaut. 

Luxus Konkurrenz machen

Es ist Luxuskosmetik, in die Jamie – so steht es im Pressetext – nur die allerwertvollsten Inhalte mit der notwendigen Technologie dahinter gepackt hat. "The latest, the greatest", das ist der Grundtenor, und offensichtlich ist, dass die Heideggers La Prairie, La Mer und Sensai Konkurrenz machen wollen. Und sie wissen genau, wie das aussehen muss. Die Flaschen sind in edlem Schwarz gehalten, damit die Inhaltsstoffe – vor allem Vitamin A – nicht vom Licht angegriffen werden. Die Flakons sind aus Glas, der Verschluss eine Pumpe – Airless im Fachbegriff und das ist ganz besonders hygienisch. Und "Retrouvé" als Name ist doch auch gut gelungen.

Das Beste vom Apfel

Die beiden Hautcremes (eine reichhaltiger, die andere weniger) wie auch das Serum und das Augenkonzentrat sind unisex und sowohl für Frauen als auch für Männer geeignet. Parabene, Silikone und Mineralöle sind nicht drin, dafür einige Vitamine, Coenzym Q10, Pflanzenkomplexe und eine ganze Reihe von Polysacchariden, auch Algen. Und Apfel-Stammzellen, aus einem seltenen tanninreichen Apfel, der nur in der Schweiz wächst. Wow!

Home-Run

Angeblich hat Jamie Morse die letzten zehn Jahre an den Inhaltsstoffen und der Textur dieser kleinen Serie gearbeitet. Bösere Zungen flüsterten, l’Oréal habe die beiden Heideggers vertraglich zum Stillhalten in Sachen Kosmetik verpflichtet. Doch die Frist scheint nun abgelaufen. Jamie Morse Heidegger, die ihrerseits amerikanisches Deutsch mit Tiroler Einschlag spricht, hatte "ihre Chemikerin" nach Wien mitgebracht. Gemeinsam standen die beiden alterslosen Paradiesvögel in hohen Absätzen in den Prunksälen der Wiener Albertina, die Luster blendeten sie so sehr, dass sie ihre großen Sonnenbrillen erst gar nicht abnehmen wollten. Amerikanische Exzentrik mit Allüre in den geschichtsträchtigen Ballsälen der Alten Welt. Klaus Heidegger bleibt seiner Heimat treu: Retrouvé gibt es einstweilen nur in Paris und in Wien, ab 2. Dezember bei Nägele und Strubell. (Karin Pollack, derStandard.at, 27.11.2013)