Was es an Schlechtigkeit braucht? Raufkommen und oben bleiben - ein neues Buch, das den Karriereweg alten Zuschnitts parodiert.

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Tipps für den Aufstieg (zu mehr Macht, mehr Status, mehr Geld) verkaufen sich immer noch gut. Klischees von der Kaltschnäuzigkeit, der Skrupellosigkeit und der grenzenlosen Selbstüberschätzung in den Chefzimmern dieser Welt auch.

Jetzt ist eine gnadenlose Parodie (Decoding Leadership Bullshit) auf dem Buchmarkt, die das Gruseln lehren will - das Pseudonym des Autors (tätiger Manager) lautet Hal O'Ween. Also: Zentrale Voraussetzung für den Weg an die Spitze ist das richtige Mindset. Hal O'Ween nennt es "BOO" - Blind Overconfident Oblivion. Schließlich: Wenn andere einen für großartig halten sollen, dann bedürfe das grundsätzlich eines störungsfrei glänzenden Selbstbildes. Jedes Wort, jeder Blick brillant, richtig und falsch werden so als Kategorien hinfällig. Es gehe ja auf dem Weg nach oben um Darstellung gottnaher Fähigkeit. "Rainmaking capacity", wie das im Handbuch so schön heißt.

Lügen trainieren

Als essenziell in dieser Anleitung lässt Hal O'Ween so gut wie nichts aus, was als Versatzstück richtig mieser Vorgesetzter gelten darf. Zum Beispiel Lügen. Wie man solches auch einüben kann, dazu gibt es Hilfestellungen. So könne man ja etwa beim Autofahren trainieren, sich selbst gern zuzuhören, und sich an der eigenen Weisheit stundenlang erfreuen, sich überlegen, wen man mit schlechten Nachrichten voranschickt und wem man die Erfolge wegnimmt, oder sich ein Mantra der angemessenen Authentizität zurechtlegen. Die Erfahrung dazu aus der Managementgeschichte des Autors: "People respect assholes." In der Führung sei es nun einmal gar kein Kriterium, ein liebenswertes menschliches Wesen zu sein - Statusspiele zu beherrschen sei dagegen zentral.

Dazu angeraten: Urlaubsanträge der Untergebenen (im Buch klar und eindeutig "Sherpas" genannt) keinesfalls gleich genehmigen, Untergebene mit guten Ideen als Idioten hinstellen, auf Fragen von "Sherpas" erst mal gar nicht reagieren. Gute Leistungen jedenfalls mit einem kleinen "Warum so spät?" relativieren. Die Liste der Tipps ist umfangreich und an den Alltag im Konzern eng angepasst.

"Leadership Paradox"

Zurück zum Grundlegenden: Das "Leadership Paradox" wirklich verstanden zu haben erscheint als zentral. Dabei geht es natürlich zuerst um die totale Fixierung auf die Karriere, nicht auf Leistung oder das Unternehmensziel. Wichtig dabei: Immer A sagen und B tun können, etwa wenn es um die "Werte" geht. Gefallen soll man sich schließlich selbst - und dem unmittelbaren Vorgesetzten, der einen befördern wird.

Fast so witzig geschrieben wie der gute alte Hitchhiker's Guide, immer hart an der Grenze zwischen Weinen und Lachen. (Karin Bauer, DER STANDARD, 11./12.1.2014)