Anreise: per Pkw von Bad Ischl zum Parkplatz auf der Rettenbachalm - rund neun Kilometer; Busverkehr im Winter nur einmal täglich und spät für die Tagestour.

Route: Rettenbachalm (636 m) - Beerensattel (1428 m) - Ischler Hütte (1368 m) - Schönberg (Wildenkogel, 2091 m) Aufstieg: 4,5 Stunden

Abfahrt: 1,5 Stunden

Gefahren: geringe Lawinengefahr

Einkehr: keine, aber ein Winterraum in der Ischler Hütte

Karte: Kompass WK 229, Salzkammergut

Foto: Der Standard

Vor der Jausenstation Rettenbachalm bei Bad Ischl wird angefellt. Schon wandern wir auf der Forststraße Richtung Blaa-Alm taleinwärts, mit Blick auf Loser und - ja, worauf eigentlich? Ist das vor uns der Schönberg oder der Wildenkogel? Der westlichste Zweitausender im Toten Gebirge präsentiert sich den Ischlern als runde Gipfelhaube, die ein wenig an die Form einer "Schölln" - einer Kuhglocke - erinnert.

Deshalb hat sich auf dieser Seite des Berges der Name Schönberg eingebürgert. Weil er aber den Ebenseern auf der Nordseite seine forschen Felsen zeigt, rufen ihn diese Wildenkogel.

Schöner Blick

Bei der Solestube am östlichen Ende des Almbodens biegen wir nach der Markierung auf den Weg 211, den Solewanderweg, ab. Der gut markierte Waldpfad zieht konsequent mehr oder weniger steil bis zum Anger hinter dem Ahornkogel hinauf. Auf dem Beerensattel eröffnet sich ein schöner Blick auf die weitläufige Schwarzenbergalm, später auf die Ischler Hütte und den Gipfel des Tages. So idyllisch und friedlich war es hier nicht immer.

Unweit des Beerensattels versteckten sich 1944 Widerstandskämpfer vor den Nazis. Die Widerstandsbewegung im Inneren Salzkammergut stellte in ihrer Dimension eher eine Ausnahmeerscheinung in Österreich dar. Protest und Rebellion fielen hier aber schon wiederholt auf fruchtbaren Boden, und das in sich abgeschlossene alpine Gelände des inneren Salzkammerguts war ideal als Versteck für Untergrundkämpfer.

Stiller Widerstand

Eine der größten Partisanengruppen war in Bad Ischl und Umgebung tätig. Im Frühjahr 1944 zogen sich deren führende Mitglieder in eine provisorische Unterkunft namens "Igel" unweit des Beerensattels zurück. Bei diesem Versteck handelte sich um eine durch Erdreich und Äste perfekt getarnte Blockhütte, die bis zu 40 Männern Unterkunft bot.

Immer mehr Menschen, vor allem Deserteure, schlossen sich dem stillen Widerstand an, was die Partisanen auch vor große Platz- und Versorgungsprobleme stellte. Bauern oder Frauen aus der Umgebung brachten vom Almgelände der Rettenbach- und Blaa-Alm aus Lebensmittel hierherauf. An diese Ereignisse erinnert heute noch eine verwitterte Tafel.

Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir die Ischler Hütte, die uns bis auf den ganzjährig zugänglichen Winterraum leider ebenso verschlossen bleibt wie die riesigen Hohlräume unter unseren Füßen. Kaum zu glauben, aber wir stehen über dem längsten Höhlensystem Österreichs und sogar der Europäischen Union!

Die bis heute erforschten rund 140 Kilometer langen Schächte des Schönberg-Höhlensystems im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und der Steiermark bestehen vor allem aus der 1961 entdeckten Raucherkarhöhle und dem Feuertalhöhlensystem. Eine Begehung bleibt leider nur Profis vorbehalten.

Weitsicht und Konditoreien

Also bleiben wir bei unseren Leisten, sprich Skiern, und ziehen weiter durch schütteren Almwald zur Traglstatt, dann ins Wildkar hinein und danach unterhalb des latschenbewachsenen Altarkögerls in einen Sattel. Von hier steuern wir in freier Interpretation zwischen den Dolinenkesseln der Südwestflanke das Gipfelkreuz an.

Die Traumweitsicht gehört offensichtlich zum Salzkammergut wie die Konditoreien zu Bad Ischl: Um uns ist der Dachstein zu sehen, das Tote Gebirge, der Traunsee und Gmunden. Für die Abfahrt suchen wir uns den - je nach Schneeverhältnissen besten und vergnüglichsten - Weg über die südwestliche Gipfelflanke. Dabei orientieren wir uns am Aufstiegsweg von der Rettenbachalm.

Und nach der Tour? Eventuell noch ein Seitenblick in die beeindruckende Rettenbachklamm, so es die Schnee- und Eisverhältnisse erlauben. Die Ende 2012 wiedereröffnete, sehr naturbelassene Schlucht ist direkt über die Rettenbachstraße erreichbar und beeindruckt durch die wilden Wasserspiele des Rettenbachs, der sich hier durchzwängt. Für eine Erwanderung der Klamm in ihrer Gesamtheit eignen sich schneefreie Jahreszeiten allerdings viel besser. Was bleibt dann noch? Doch die Konditorei in Bad Ischl! (Thomas Rambauske, Album, DER STANDARD, 1.2.2014)