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Die Logistik wird weiblicher: Der immer zu Frauenwitzen bereite Speditionskaufmann, hat Konkurrenz erhalten.

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Einerseits aus betriebswirtschaftlich-logischer Erkenntnis, dass reine Männerkulturen die Zukunftschancen minimieren, andererseits wohl auch, um drohenden strikt verpflichtenden Frauenquoten den Wind aus den Segeln zu nehmen: Selbstverpflichtung von Unternehmen in puncto Frauenanteil (im Management) ist modern geworden.

Auch die Rail Cargo Group hat sich nun solcherart mit einer "Diversity-Charta" selbst verpflichtet: Bis 2020 will das ÖBB-Unternehmen 20 Prozent Frauen bei Neubesetzungen, ebenso bei Lehrlingen. 25 Prozent Frauen in der Weiterbildung und ebensolches in den Aufsichtssesseln.

Derzeit sind von 16.000 Leuten 16 Prozent Frauen. Elf von 25 Frauen in guter Führungsebene sitzen in Ungarn - davon könne man lernen. Internationalität will Vertriebsvorstand Erik Regter in dieser Diversity-Charta "mitnehmen". Darüber referierte er in dieser Woche in einem ÖBB-internen Frauennetzwerktreffen. "Die ÖBB soll ein Platz werden, wo Frauen kräftig gestalten", sagte Traude Kogoj, engagierte Diversity-Beauftragte des Konzerns. Dafür rührt sie umsichtig und kräftig um. Entsprechend stand beim Frauennetzwerkabend auch nicht der Turnaround im Zentrum, sondern das Wie des Erreichens der Vielfalt in Transport und Logistik.

Mehr Frauen in Führungspositionen

"Wir wollen besser werden", damit habe die Charta 2020 zu tun, so Regter. Die Welt ändere sich, daher brauche die Rail Cargo dringend mehr Frauen in Führungspositionen. Da komme Drive auch von der Kundenseite, sagte Regter. Andreas Breinbauer, Leiter des Studiengangs Logistik und Transportmanagament an der FH BFI, bestätigte das: Manche wollten nur mehr mit Frauen arbeiten.

Regter zeigte volles Commitment und machte klar: Es gehe um Wettbewerbsvorteile, und die quotenmäßige Selbstverpflichtung sei ein Mittel zum Ziel.

Die Diskussionsbeiträge am Netzwerkabend spannten den großen Bogen: Andreas Breinbauer sagte auf die Frage nach dem Osteuropa-Vorbild des hohen Frauenanteils in guten Jobs, dass nachweislich eine Re-Maskulinisierung stattgefunden habe nach dem Fall des Eisernen Vorhanges.

Es fehlen Frauen in der Technik

33 Prozent Frauen im Management klingt gut bei der Telekom-Austria-Gruppe - aber, so bestätigt Personalchefin Silvia Buchinger: Osteuropa schöne noch die Statistik. Sie führt den sichtbaren Rückfall in Osteuropa auf die nunmehr viel freiere Studienwahl zurück. Kurz: Auch in CEE fehlen zunehmend Frauen in der Technik. Dass die Telekom auch bei den gewünschten Mädchenanteilen in der Lehre nicht wunschgemäß fündig werde - da schließt sich erneut der Bogen zu gesellschaftlichen Defiziten bis hin zu fehlender Infrastruktur (Kinderbetreuung). Dass Präsentismus noch immer Karriereturbo sei, blieb unwidersprochen. Dieser matcht sich nicht perfekt mit Frauenrollen - Buchinger warnte in diesem Zusammenhang allerdings vor der Teilzeitfalle. Man müsse sich entscheiden, ob man "drin" sein will. Und: Besser als "Frauenförderung" gefällt ihr der Diversity-Zugang.

Davor Sertic, mit seiner Unitcargo erfolgreicher Gründer in der Logistik-Dienstleistung, macht es einfach: Er kreiere, so gut es geht, Jobs um Menschen, nicht umgekehrt. Er suche auch nicht Frauen, sondern Talente. Und so habe er nun 50 Prozent Frauenanteil bei 40 Mitarbeitern und 21,5 Mio. Euro Umsatz. (Karin Bauer, DER STANDARD, 1./2. 2. 2014)