Salzburg/Wien - Seit Anfang des Jahres haben deutlich mehr Menschen in Österreich Anspruch auf einen Behinderten-Parkausweis, darunter auch Blinde, die chauffiert werden. Die seit 1. 1. 2014 erweiterte Zahl Anspruchsberechtigter ärgert zum Beispiel Rollstuhlfahrer Anton Steiner, der auf extrabreite Autoabstellplätze angewiesen ist. "Es ist schon jetzt schwierig, in Wien einen Platz zu finden", sagt er.

Der Niederösterreicher hat seine Zweifel daran, dass in Wien neue Behindertenparkplätze geschaffen werden; vonseiten der Stadt hieß es - wie berichtet -, man sei bereit, mehr Plätze zu schaffen.

Insgesamt wurden rund 60.000 Personen, die aufgrund einer Novelle der Straßenverkehrsordnung nun Anspruch auf die Nutzung von Behindertenparkplätzen haben, vom Bundessozialamt angeschrieben - der Standard berichtete. Zuvor stand ausschließlich "dauernd stark gehbehinderten" Personen die Nutzung von Behindertenparkplätzen zu.

"Ich verstehe nicht, warum ein Blinder einen extrabreiten Parkplatz braucht", sagt Steiner. Zum Beispiel für selbstständig mobile Rollstuhlfahrer sei es hingegen essenziell, genug Platz zu haben, um sich vom Fahrersitz auf den Rollstuhl zu hieven.

Solidarischer Akt

In der Stadt Salzburg hat der Blindenverband prophylaktisch reagiert - obwohl es dort ausreichend Behindertenparkplätze gibt. In einem Akt der Solidarität appelliert der Salzburger Blindenverband nämlich an seine Mitglieder, die 240 Behindertenparkplätze in der Landeshauptstadt den Rollstuhlfahrern zu überlassen.

"Wir Blinde sind selten auch gehbehindert, können aber nicht selbst fahren. Wir werden also nur zugestellt und abgeholt", sagt Verbandsvorsitzender Josef Schinwald im Standard-Gespräch.

Für die Blinden und Sehbehinderten würden alle anderen mit dem Ausweis verbundenen Erleichterungen wie etwa Gratisparken in der Gebührenzone oder Aus- und Einsteigen im Halteverbot meist völlig ausreichen, erklärt Schinwald. (neu/spri, DER STANDARD, 22.2.2014)