Vom Elektromobil bis zum 1.360-PS-Gerät, vom neuen Mercedes S-Klasse Coupé bis zum Alfa 4C Spider: Der Autosalon-Zusammenschau erster Teil

Vor dem Hintergrund boomender Weltmärkte und einer langsamen Stabilisierung und Erholung in Europa startet mit dem Genfer Automobilsalon die Branche in den Frühling. Der Eindruck, dass heuer weniger Neuheiten gezeigt werden als zuletzt, lässt sich einerseits statistisch untermauern – statt 130 Welt- und Europapremieren (2013) sind es diesmal "nur" um die 100 –, andererseits damit erklären, dass rund um den Globus immer mehr Autosalons mit entsprechenden Novitäten beschickt werden müssen.

Interessante Neuzugänge

Dies und die Taktzahl, mit der die Hersteller neue Fahrzeuge und Technologien auf den Markt bringen, schlägt sich weiters in der Nationen- und Konzernwertung nieder. So wollen etwa die französischen Hersteller mit interessanten Neuzugängen im Klein- und Kompaktwagenbereich punkten. Bei Fiat und Ford hingegen heißt es weiter warten auf die große Modelloffensive, bei den Japanern (eine einzige echte Weltpremiere) und Südkoreanern auch, wohingegen die Deutschen fast durch die Bank erneut einen starken Auftritt hinlegen.

Technologisch ist interessant zu beobachten, dass immer mehr Hersteller ihr Programm mit Elektro- (zum Beispiel Kia Soul EV, ab Anfang 2015) und Plug-in-Hybridfahrzeugen (zum Beispiel VW Golf GTE, ab Herbst) erweitern – und dass Hybridpionier Toyota trotz mangelnder In­fra­struktur Ernst macht mit Brennstoffzelle und Wasserstoff: Mitte 2015 schon soll der in Genf gezeigte FCV loslegen.

Zur Ansichtssache:

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Nach unserer kleinen Zusammenfassung der Novitäten aus dem Hause Volkswagen (VW T-Roc, Audi TT, Bugatti Veyron Rembrandt ...) wenden wir uns den anderen Highlights der Show zu. Alphabetisch nach Mutterkonzernen gegliedert treten dieses Jahr vor allem sowohl leistbare als auch exaltierte Nischenplayer an.

Foto: apa/trezzini

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BMW Was die Bayern in letzter Zeit an Modellfeuerwerk hinlegen, alle Achtung. Wir greifen nur die beiden Weltpremieren heraus: 2er Active Tourer und 4er Gran Cou­pé. Active Tourer: sozusagen die B-Klasse von BMW. Doppelter Kulturbruch zwar (Van und Frontantrieb), wird der Marke aber ab September zweifellos massig neue Kundschaft zuführen.

Foto: reuters/wiegmann

Das bildschöne 4er Gran Coupé wiederum krönt auf würdige Weise die 4er-Baureihe, vier Türen sind ein Markenzeichen, gestreckte Eleganz ein andres, und motorisch ist zwischen 143 und 306 PS alles drin. Ab 21. Juni, Preispalette: 39.850 bis 56.850 Euro.

Foto: bmw

Bei Mini stellt man die Weichen für ein deutlich größeres Modell, mit 4,22 Meter Länge erreicht das Clubman Concept fast schon Golf-Format und überragt den neuen Basis-Mini um 40 Zentimeter.

Foto: mini

Und weil Clubman, muss ein bisserl Extravaganz sein – nämlich in Form von zwei Hecktüren. Passé hingegen sind die gegenläufig angeschlagenen Türen auf der Beifahrerseite.

Foto: mini

DAIMLER Dass Mercedes wieder auf der Überholspur fährt, zeigt der imposante Auftritt am Lac Léman – mit den Highlights C-Klasse (Publikumsweltpremiere) und S-Klasse Coupé (Weltpremiere) und der neuen V-Klasse.

Foto: daimler

Beide Fahrzeuge belegen, dass die Stuttgarter auch beim Design wieder eine schlüssige Linie gefunden haben, geradezu umwerfend elegant dabei das S-Coupé. Die C-Klasse (Bild) lehnt sich optisch deutlich an die S-Klasse an, sie ist um zehn Zentimeter auf 4,69 Meter gewachsen und wurde dabei rund 100 Kilogramm leichter. Los geht's dieser Tage mit C 220 Bluetec (170 PS, ab 40.250 Euro), C 180 (156 PS, ab 35.350 Euro) und C 200 (184 PS, ab 38.960 Euro). 2015 folgen Hybrid und Plug-in-Hybrid.

Foto: daimler

Das S-Klasse Coupé fällt ganz klar in die Kategorie Traumwagen, es streckt sich auf 5,03 Meter Länge und beherbergt alles an Technik, was man sich nur vorstellen kann. Los geht's im Juli, und zwar mit dem S 500 4matic Coupé (455 PS).

Foto: daimler

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FIAT Beim Fiat-Konzernauftritt glänzen vor allem Ferrari (California T, mit neuem V8-Turbo und 560 PS) und ...

Foto: reuters/wiegmann

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... Maserati (feiert mit einem eigenen Concept-Car seinen 100. Geburtstag). Der "Alfieri" trägt den Vornamen eines der firmengründenden Maserati-Brüder. Die Studie baut auf dem verkürzten Chassis des GranTurismo MC Stradale auf und mobilisiert 420 PS. Ob das Concept-Car in Richtung Serie übersetzt wird, ist noch offen, zumindest die Kühlergrill-Optik sollte künftigen Maserati-Modellen den Weg weisen.

Foto: apa/campardo

Neues von Alfa Romeo: Premiere für den 4C Spider, also das aufgedoste Mittelmotor-Gerät. Steht in Genf noch als Concept, wird aber gewiss Gewissheit.

Foto: alfa romeo

Bei der Fiat-Division Jeep debütiert am Lac Léman ein kompaktes, smartes SUV namens Renegade. Die umgedeutete Fiat-500L-Plattform kommt im Herbst auch nach Österreich, wahlweise mit Zwei- oder Vierradantrieb.

Foto: jeep

Weiters feiert der Cherokee (ab zweitem Quartal) Europapremiere. Lässiges Auto, keine Frage. Der 2,0-Liter-Diesel leistet 140 und 170 PS, beide sind mit der neuen 9-Gang-Automatik von ZF erhältlich.

Foto: jeep

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Bei der Kernmarke Fiat wartet man weiter vergebens auf wirklich neue Modelle. Zumindest der Fiat 500 hat ein Facelift bekommen. (Sie erkennen keine Unterschiede? Ihr Mobilitätsbeauftragter auch nicht.)

Foto: reuters/wiegmann

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Mit dem mit dem Panda Cross ist ein rassiger Gelände-Allradzwerg in den Startlöchern (mit 1,3 Multijet/80 PS und 0,9 TwinAir/90 PS, ab drittem Quartal).

Foto: reuters/wiegmann

FORD Tiefgreifende Modellpflege für den Focus, der rundumerneuerte Wagen ist ab September im Handel.

Foto: honda

Weiters: Edge, ein (Ami-)SUV deutlich überm Kuga. Startet ebenso Mitte 2015 wie der Mustang, der nun endlich ganz offiziell nach Europa kommt – mit 2,3-Liter-4-Zylinder (309 PS) und auch der "richtigen" Maschine, dem 5,0-Liter-V8 (426 PS).

Foto: ford

GM Wir beschränken uns auf den Auftritt von Opel. Keine völlig neuen Modelle, aber zwei interessante Ausbaustufen namens Adam Rocks, den aufgedopten Adam S (150 PS) ...

Foto: opel

... sowie den Astra OPC Extreme – Letzteres ist nicht gelogen: Schaut aus wie gezüchtet für die Rennstrecke, wird befeuert von ei­nem 2,0-Liter-Turbo mit über 300 PS, ist gewichtsmäßig extrem abgespeckt und kommt, bei entsprechender Resonanz, vermutlich in Kleinserie. Größer wird die Serie gewiss beim Adam Rocks, der Cabrio und SUV-Look unter eine Hut zu bringen sucht und damit ab Herbst auf Kundenfang geht.

Foto: opel

Ähnlich arg wie der OPC Extreme treibt es der Honda Civic Type R, der in Genf noch als Concept zu bewundern ist. Cinemascope-Heckspoiler und ein martialische Auspuff-Batterie verweisen auf 320 PS. 2015 soll die Serienversion im Rückspiegel auftauchen.

Foto: honda

HYUNDAI Die Crossover-Studie Hyundai Intrado trägt die Handschrift von Peter Schreyer, der damit erstmals als Konzern-Designchef in Erscheinung tritt und sich nicht mehr exklusiv Kia widmen kann.

Foto: hyundai

Die (schon im Jänner in Detroit vorgestellte) Coupé-Studie Kia GT4 Stinger entstammt hingegen dem US-Designstudio, und ganz ehrlich: So eine singuläre Flunder würde Kia guttun, die Attraktivität der Marke steigern. Mal sehen, ob die Kostenrechner das durchwinken.

Foto: kia

Längst abgesegnet ist - es gibt auch ökologisch korrekte Ideen auf dem Genfer Salon - der Soul EV, ein Elektrofahrzeug auf Soul-Basis. Mit 111-PS-E-Motor, 145 km/h Vmax und rund 200 Kilometer Reichweite. Ab Anfang 2015.

Foto: kia

Ziemlich schmerzbefreit zieht hingegen Koenigsegg mit dem Agera One:1 das Thema Supersport durch. Der radikale Schwede mobilisiert 1360 PS (für Freunde der Kilowatt-Angabe: das ist genau ein Megawatt Leistung). Selbige werden auf 1.360 Kilo Leergewicht losgelassen, ergibt ein brutal schnöde anzusehendes Leistungsgewicht von 1 kg/PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 400 km/h, was aus dem Stand in 20 Sekunden zu bewerkstelligen ist. Ein Bugatti Veyron Supersport bummelt erst in 50 Sekunden auf Tempo 400. Sechs Exemplare werden gebaut, Stückpreis 2,8 Millionen Euro netto. Die Serie ist ausverkauft.

Foto: koenigsegg

Mazda nimmt den bei Mazda3 und Mazda6 gezeigten Schwung mit und zeigt in Genf die Studie Hazumi. Der seriennahe Debütant greift die Stilelemente des aktuellen "Kodo"-Designs ab, technisch setzt der Mazda2-Nachfolger auf einen neuen 1,5-Liter-Dieselmotor, das regenerative Bremssystem "i-Ellop" sowie ein Start-Stopp-System.

Foto: mazda

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Und jetzt müssen Sie noch einmal stark sein: Premiere für den McLaren 650S, der in Genf als Coupé und als Spider aufläuft. Beide setzen auf einem V8-Biturbo mit 650 PS, in drei Sekunden stupst die Tachnadel bei der Tempo-100-Marke an. Die Preise: 281.250 Euro für den Normalo, 309.750 Euro für den Spider. Bestellungen werden ab sofort angenommen. (Andreas Stockinger aus Genf/sts, derStandard.at, 4.3.2014)

Hier geht es zum zweiten Teil unseres Show-Rundgangs.

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