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Alternative Kreditplattformen entwickeln sich zum Ersatz für Bankkredite.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Wien - Madlaine möchte ein Wochenendhaus kaufen. Dafür braucht sie Geld. Rund 30.000 Euro werden für Kauf und Maklerprovision samt kleinerer Reparaturen benötigt. Madlaine hat es schon einmal getan und tut es jetzt wieder. Timmi08 will das Haus seiner Eltern renovieren und es anschließend vermieten. Für ihn ist es das erste Mal. Beagleliebhaber hat es auch schon getan, braucht für sein Projekt jetzt aber doch mehr Geld als erwartet. Alle drei lösen ihre Finanzierungssorgen über die deutsche alternative Kreditplattform Auxmoney.com.

Dort können Menschen ihr Projekt anbieten, für das andere einen Kredit geben können. Oft sind es mehrere hundert Kreditgeber, die ab einer Summe von 50 Euro helfen, damit eine Renovierung, ein Kauf oder sonst ein Vorhaben realisiert werden können. Der Kreditnehmer bestimmt dabei Summe (maximal 25.000 Euro sind erlaubt) und Laufzeit des Kredits und hat 20 Tage Zeit, seine Finanzierung aufzustellen. Wird innerhalb dieser Frist der volle Betrag geboten, kommt der Vertrag zustanden. Andernfalls wird das Projekt von der Plattform entfernt. Abgewickelt werden Kredite und Raten über die SWK-Bank.

Zinsen locken Anleger

Die Zinsen sind variabel, werden von Auxmoney berechnet und hängen von mehreren Faktoren ab - etwa von den Informationen der Auskunftdateien wie Schufa oder Creditreform, von den Antragsdaten des Kreditsuchenden oder dem bisherigen Zahlungsverhalten. Berücksichtigt werden auch gebotene Sicherheiten wie etwa das eigene Auto. Im Schnitt belaufen sich die Zinsen auf 9,65 Prozent. "So eine Rendite gibt es derzeit bei keinem Sparprodukt", sagt Auxmoney-Sprecher Peter Godulla.

In den USA haben sich solche Plattformen längst durchgesetzt. In Deutschland gibt es neben dem Branchenprimus Auxmoney noch Fixura und Smava (bietet mittlerweile auch Bankkredite an), die diese Peer-to-Peer-Kredite vermitteln. Gegründet wurde Auxmoney vor sieben Jahren, 85 Mio. Euro wurden seither verliehen und in mehr als 18.000 Projekte gesteckt. Die Hälfte dieser Summe wurde in den vergangenen zwölf Monaten vermittelt. "Die Dynamik hat irrsinnig zugenommen", sagt Godulla. Der Unternehmenssprecher führt das auf die steigende Bekanntheit des Systems zurück.

Expansionskurs

Auxmoney will weitere Marktanteile erobern und hat im Vorjahr die Finanzpartner Union Square Ventures (sind auch beim US-Kreditvermittler Lending Club engagiert) und Index Ventures an Bord geholt, die in Summe zwölf Millionen Dollar (8,64 Mio. Euro) in das Düsseldorfer Start-up gesteckt haben. "Wir rechnen damit, dass Auxmoney zu einer echten Alternative zum traditionellen Bankkredit in Deutschland werden wird. Daran wollen wir teilhaben", sagt Neil Rimer von Index Ventures beim Einstieg.

Auxmoney selbst verdient Geld, weil die Plattform bei der Vermittlung einen kleinen Prozentsatz mitschneidet. Von der Gewinnzone ist man aber noch weit entfernt. "Die schwarze Null ist für Dezember 2015 geplant", sagt Godulla zum Standard.

Dass Geldnehmer sich den Weg zur Hausbank gerne ersparen, weil die Kreditvergabe durch die Finanzkrise und Vorgaben wie Basel III erschwert wurde, ist verständlich. Zudem kann die Zusage eines Kredits über solche Plattformen sehr rasch gehen. Warum aber stellen hunderte Leute ihr Geld via Internet fremden Menschen zur Verfügung? So wissen man wenigstens, was mit dem Geld passiert, statt es anonym zur Bank zu bringen, heißt es aus der Branche.

Wie überall gibt es aber auch im Peer-to-Peer-Lending schwarze Schafe. Das Volumen der Ausfälle, bei denen wirklich nichts mehr gezahlt wird, liegt aktuell bei 1,99 Prozent. Es ist auch schon vorgekommen, dass Geld bis zur Insolvenz eines Kreditnehmers eingetrieben wurde, heißt es. Damit Kreditgeber das Risiko eines Ausfalls streuen, wird empfohlen, das Geld auf mehrere Projekte aufzuteilen. "Das ist auch der Grund, warum die Mindestsumme bei 50 Euro liegt", erklärt Godulla. Damit werde eine Streuung ermöglicht.

Österreich-Versuch gescheitert

Österreicher können sich auf diesen Plattformen derzeit kein Geld ausleihen. Sie können aber von den Zinsen profitieren, weil Geld leihen erlaubt ist. "Allerdings nur, wenn man ein deutsches Konto hat", erklärt Godulla.

In Österreich gibt es solche Plattformen derzeit nicht. Der Versuch von "bankless-life.at" ist an der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA gescheitert, die den Betrieb 2009 untersagt hat. Der Grund dafür war, dass der dahinterstehende Verein Nick2Nick keine Banklizenz hatte und auch nicht mit einer Bank kooperierte, womit durch die Vermittlung von Krediten das Bankwesengesetz verletzt worden wäre. Auch eine Gewerbeberechtigung zur Kreditvermittlung war nicht vorhanden. Bei den zuletzt entstandenen Crowdfunding-Plattformen werden oft Genussscheine vermittelt, die das Kreditgeschäft nicht verletzen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 14.3.2014)