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Yilmaz Dziewior ist Österreichs Kommissär für die Biennale 2015.

Foto: APA/DIETMAR MATHIS

Er war Mitglied einiger Findungskommissionen, nun wurde der Direktor des Kunsthauses Bregenz (Kub) selber gefunden. Mehr als fünfzig Bücher und Kataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, daneben Juroren-, Kuratoren- und Lehrtätigkeiten: Der Fleiß Yilmaz Dziewiors beeindruckte auch den seit Amtsantritt selbst hochaktiven Kulturminister. Weshalb Josef Ostermayer den Kub-Chef eines Sonntagmorgens am Handy anrief und fragte, ob er eventuell Biennale-Kommissär werden wolle. Dziewior wollte: "Es ist eine große Ehre und ein Traumjob, wenngleich natürlich auch eine große Herausforderung. Aber der Hoffmann-Pavillon ist einer der schönsten überhaupt."

Für die Künstlerkür hat er zwar noch ein gutes Jahr Zeit, doch er weiß schon ziemlich genau, was er will: "Dass der von mir ausgewählte Beitrag nicht nur auf den Raum und die reiche Geschichte des Länderpavillons eingeht, sondern auch eine gleichermaßen inhaltlich anspruchsvolle wie ästhetisch bildmächtige Ausstellung darstellen wird, die thematisch wie visuell hervorsticht." Wer seinen Werdegang verfolgt, weiß, dass Kunst-Raum-Arbeit in der Tat seit jeher im Zentrum seines Interesses steht.

1964 in einfachen Verhältnissen in Bonn geboren, schloss der Sohn einer Deutschen mit polnischen Wurzeln und eines gebürtigen Türken sein in Bonn und London absolviertes Kunstgeschichtestudium mit einer Dissertation über den Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe "summa cum laude" ab.

Acht Jahre lang leitete Dziewior den Hamburger Kunstverein. 2009 zog es ihn von der Hafenmetropole in eine zwischen Bergen und See eingebettete 27.000-Seelen-Stadt: Seine Faszination für die Architektur des Schweizers Peter Zumthor bewog ihn, sich für das Kunsthaus Bregenz zu bewerben. Interdisziplinär, prozesshaft arbeitete Dziewior, der sich seiner multikulturellen Wurzeln wegen als Role-Model dafür bezeichnete, dass Dinge veränderbar sind, mit Kunstschaffenden aller Kontinente. So wählte er für seine Bregenz-Premiere die in Kenia geborene Künstlerin Cosima von Bonin, "weil sie sicherlich wunderbar mit dem Raum umgehen wird".

Regionalität und Globalität zusammenzuführen sei sein Ziel, sagte Dziewior dem Standard bei seinem Amtsantritt in Bregenz. Genau diese Fertigkeit ist beim venezianischen Kunst-Ländermatch namens Biennale ziemlich gefragt. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 11.4.2014)