Wien - Irgendwo wird ein Teil der Korporierten wohl auch heuer am 8. Mai ein Totengedenken abhalten, wenn andere das Ende von Faschismus und Krieg feiern. Darüber sind sich Beobachter der rechten Szene einig. Wo das sein wird, bleibt vorerst ein Geheimnis.

Ganz und gar nicht geheim wollte man dafür das seit dem umstrittenen und von Protesten begleiteten Akademikerball angekündigte "Fest der Freiheit" begehen. Am 4. Juni sollte bei einem Fest und einem "Spaziergang" durch die Wiener Innenstadt das Image der Burschenschaften aufpoliert werden - weg vom Geruch des Antisemitismus und der Umarmung der Rechtsextremen, hin zur (Über)betonung der Rolle während der Revolution 1848, wo man für Pressefreiheit eintrat.

Mit Informationen für die Presse, was etwa genau bei diesem Fest auf dem Programm stehen würde, hält man sich aber bis zuletzt eher bedeckt. Der Organisator des "Festes der Freiheit", Gerhard Schlüsselberger, Mitglied der bekannt weit rechts stehenden Wiener Burschenschaft Olympia, war für den STANDARD nicht erreichbar. Eine Route des Spaziergangs der Korporierten ist noch immer nicht bekannt. Sicher ist nur, dass eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Die Grenzen der Freiheit - Metternich 2.0" am Abend des 4. Juni stattfinden soll, zu der auch der Grüne Peter Pilz eingeladen wurde, der aber lehnte.

Ein Teil der schlagenden Studentenverbindungen will sich derweil von den Burschenschaften abgrenzen: die Corps, die nun öffentlich zu ihrer Verstrickung zu Verbrechen in der NS-Zeit stehen und laut einem Bericht im aktuellen "Profil" dieser Tage zu Gast in der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens sind. (cms, DER STANDARD, 6.5.2014)