Da kann er gestalten, sagt Berthold Stöger zum Wachstum mit derzeit 10.300 Mitarbeitern, die letzten Reste der Sanierungsphase "changen". Dass er sich Flexibilisierung im Arbeitsrecht wünscht, macht er auch deutlich.

Foto: HO

STANDARD: Semperit hat ein Rekordjahr hinter sich und wächst - vor allem in Asien - kräftig. Haben Sie auch Probleme, mobile Junge zu finden, die sich international Sporen verdienen wollen?

Stöger: Eigentlich nicht. Wir holen uns Leute mit internationalem Hintergrund von den Unis, auch solche mit geringer Projekterfahrung, quasi als Libero - und bieten früh Verantwortung. Man kann bei uns einen Footprint hinterlassen.

STANDARD: Wie finden Sie die? Bekanntheit als Marke direkt bei Konsumenten haben Sie mit Ihren Produkten ja nicht ...

Stöger: Unser CEO (Thomas Fahnemann, Anm.) geht selber an die Partner-Unis, da finden wir die Leute, die wir suchen. Und wir haben natürlich die ganze Palette der Kooperation - von der akademischen Abschlussarbeit bis zu Traineeships. Unser Marke ist da zunächst der CEO.

STANDARD: Was hat Sie denn von der OMV in diesen Bereich der Old Economy gebracht?

Stöger: Der Gestaltungsspielraum. Ich will ja nicht wuchern, aber hier kann man wirklich etwas bewegen: Strukturen, Projekte, globaler werden, Business-Excellence - da haben wir Potenzial. Hier bin ich ein Werkzeugmacher: Die Human Resources brauchen Instrumente für Wachstum und Strategie, und die gab es bis vor drei Jahren nicht. Oft herrschte auch noch das Gedankengut der Sanierungsphase, also quasi Mitarbeiter als Kostenfaktor. Eine globale Leadership-Academy haben wir nun auch, da gehen die Leute grad vom CEO abwärts durch.

STANDARD: Sie sagten, dass Sie gerne gestalten - führen Sie denn auch gerne?

Stöger: Ja. Das heißt für mich vor allem: in Kontakt gehen, sich anbieten als Sparringpartner. Ich bin ein Kritiker, aber ich bin auch einer, der Anerkennung gibt.

STANDARD: Hat Führung für Sie mit Dienen zu tun?

Stöger: Mit Dienst an der Sache - ja.

STANDARD: Wie geht es Ihnen bei all den Reformen mit dem Betriebsrat?

Stöger: Uns geht es miteinander gut. Die Belegschaftsvertreter sehen die Chancen.

STANDARD: Semperit hat bis jetzt nicht mit Abwanderung gedroht ...

Stöger: Nein, das tun wir nicht. Mit der B&C Industrieholding als Kernaktionär ergibt sich ja der Stiftungszweck der Förderung des Unternehmertums für uns. Wollten wir den allerletzten Cent herausquetschen, ja dann müssten wir Wimpassing wohl überdenken. Da ist auch unsere Forschung und Entwicklung angesiedelt.

STANDARD: Und mit den Rahmenbedingungen des heimischen Arbeitsrechts sind Sie als global aufgestellter Konzern auch zufrieden?

Stöger: Das muss sicher flexibler werden, etwa bei den Arbeitszeitvorschriften, bei der Entgeltfindung auf Betriebsebene. Da raubt die mangelnde Bereitschaft der heimischen Gewerkschaften die Möglichkeit optimaler Absicherung der heimischen Standorte. (DER STANDARD, 10.5.2014)