Ackerbohne? Sollte Ihnen der Begriff nicht geläufig sein, können wir Ihnen auch mit schönen Betitelungen wie Saubohne, Dicke Bohne, Große Bohne, Puffbohne, Pferdebohne, Favabohne, Feldbohne, Lederne Jungs auf die botanisch-kulinarischen Sprünge helfen.

Foto: Der Standard

Noch bräuchte man hierzulande für die Bearbeitung so manchen Gemüsegartens einen Presslufthammer, weil der Frost streckenweise doch noch tief in der Scholle sitzt. Vor allem in den schattig-kühleren Gartenregionen, um die es heute geht, weil sich dort die Ackerbohnen am wohlsten fühlen.

Sobald sich der Winter endgültig verzupft hat, was jetzt gerade ruck, zuck erfolgt, kommen deren Samen als erste der Saison in die Gemüsegartenerde.

Ackerbohne? Sollte Ihnen der Begriff nicht geläufig sein, können wir Ihnen auch mit schönen Betitelungen wie Saubohne (nein, nicht Käferbohne, das ist wieder eine andere), Dicke Bohne, Große Bohne, Puffbohne, Pferdebohne, Favabohne, Feldbohne, Lederne Jungs auf die botanisch-kulinarischen Sprünge helfen. Das mit den Ledernen Jungs darf nicht missverständlich aufgefasst werden - diese aus Deutschland stammende Bezeichnung bezieht sich ausschließlich auf die zeitweilig lästig dick-ledrigen, von geduldigen Fingern abzunestelnden Bohnenschalen. Und für die Lateiner unter Ihnen heißt die Saubohne Vicia faba, was sie nun endlich nicht mehr verwechselbar macht mit der Gartenbohne Phaesolus vulgaris.

Butter oder Olivenöl

Ackerbohnen sind nämlich Wicken. Und sie schmecken super. Ganz frisch und roh gegessen oder in etwas Butter oder Olivenöl kurz in der Pfanne geschwenkt: eine saugute Angelegenheit.

Allerdings gibt es zwei kleine Haken: Erstens ist Ackerbohnensaatgut für den Hobbygärtner erstaunlich schwierig aufzutreiben. Unsereiner durchklapperte mehrere Gärtnerbedarfsmärkte und wurde erst im ziemlich gut sortierten Samenabteil von Bellaflora fündig, wo man immerhin eine Saubohnensorte aus dem Hause Thompson & Morgan bekommen kann. Kein Wunder: Bei den Briten stehen "Broad Beans" traditionell extrem hoch im Kurs, und die englischen Samenspezialisten haben demzufolge gleich zwölf Sorten im Programm. Hierzulande wurde ich nur bei der (nie hoch genug zu preisenden) Reinsaat fündig, bei der zwei Sorten bestellt werden können.

So weit die Samensuche. Und die ist deshalb erforderlich, weil Puffbohnen frisch nicht oft aufzutreiben sind. Es gibt sie sehr wohl in getrocknetem Zustand zu kaufen, schmecken aber nach dem obligaten Einweichen und Kochen nicht einmal annähernd so wie die frischen, wachsig-weichen, zart-aromatischen Eben-aus-dem-Garten-Geholten.

In der Tat kann der Saubohnenkoch mit getrockneter Ware seine grausigen Wunder erleben, wenn nämlich die Bitterstoffe dermaßen überwiegen, dass man sich echt die Frage stellen kann, wie man in früheren Zeiten selbst die Säue dazu gebracht hat, das Zeug zu fressen. Denn Ackerbohnen nähren Mensch und Vieh seit 9000 Jahren. In Mitteleuropa geriet sie erst mit dem Import der Gartenbohne aus Amerika ab dem 17. Jahrhundert ins Hintertreffen. Raffen Sie noch ein paar Samen an sich und säen Sie bis spätestens Ende März. Geerntet wird etwa ab Juni und über einige Wochen hinweg. Nur frisch sind sie echt saugut. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/05/03/2010)