Es ist wahrscheinlich, dass die Erklärung der Armeeführung, sie habe die Macht übernommen, von vielen Thais mit Erleichterung aufgenommen wurde. Der monatelange Machtkampf zwischen Regierung und Opposition hat die Bevölkerung ausgelaugt und die einst florierende Wirtschaft stark geschwächt.

Aber die Generäle haben schon beim letzten Mal, als sie zwischen die Frontlinien der Familie des im Exil lebenden Thaksin Shinawatra und der alten Bangkoker Eliten getreten sind, weder gut regiert noch Stabilität gebracht. Und auch diesmal ist nicht zu erwarten, dass sie den Grundkonflikt lösen können: Hier eine populistische Bewegung, die nicht wirtschaften kann - das Reisförderungsprogramm der gestürzten Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra ist eine finanzielle Katastrophe -, aber jede demokratische Wahl gewinnt. Dort eine arrogante Oberschicht, die ihre Heimat retten will, aber auch um ihre Pfründen kämpft und auf die Massen mit Verachtung herabblickt. Dazu kommt eine Spaltung zwischen Stadt und Land, Reich und Arm, Süd und Nord - und dazu ein verehrter greiser König, der keinen ebenbürtigen Nachfolger hat.

Ein Ausweg wäre, wenn sich die Shinawatras aus der Politik zurückziehen und die Opposition dafür den Wahlsieg ihrer Partei akzeptiert. Aber dazu ist derzeit keine Seite bereit. Der 19. Putsch droht Thailands kalten Bürgerkrieg bloß zu verlängern - und könnte ihn weiter anheizen. (Eric Frey, DER STANDARD, 23.5.2014)