Der Vorschlag von Familienministerin Sophie Karmasin, mehr Zivildiener im Kindergarten einzusetzen, mag gut gemeint sein. Gut ist er nicht. In der Elementarpädagogik fehlen gut ausgebildete männliche Fachkräfte - nicht Männer ohne fundierte Ausbildung.

Wie wichtig männliche Kindergartenpädagogen vor allem für Buben sind, zeigt eine aktuelle Studie der Uni Innsbruck. Derzeit kommt auf 100 Frauen im Kindergarten nicht einmal ein Mann. Wenn Kinder fürsorgliche Zivildiener als etwas Normales und Selbstverständliches erleben, ist das gewiss eine gute Sache. Und vielleicht findet manch junger Mann Gefallen an der Arbeit mit Kindern. Das war es aber auch schon.

Die frühe Elementarbildung ist ein verantwortungsvoller Bereich, die ersten Jahre prägen Kinder ein Leben lang. Hier wird sozialer Umgang erlernt, hier werden Rollen erprobt, hier wird gefördert - idealerweise. Allzu oft passiert das ohnehin nicht, weil die Gruppen zu groß sind, das Personal schlecht bezahlt wird und die Ausbildung rückständig ist. Österreich ist das einzige Land Europas, das sein elementarpädagogisches Personal nicht akademisch ausbildet.

Die Kindergartenpädagogik an sich gehört aufgewertet - finanziell, inhaltlich, was ihr Ansehen betrifft. Dann würden mehr Männer den Weg in den Beruf finden. Wer aber die Arbeit im Kindergarten mit Windelwechseln und Kindermögen gleichsetzt, macht Mannsein zum Programm. (Lisa Mayr, DER STANDARD, 18.7.2014)