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Jubeln, wenn es gut läuft. Ausreden suchen, wenn es Verluste hagelt. So ticken Anleger laut einer Studie

Foto: Reuters/John Gress

Wien - Hinterher ist man immer klüger, heißt es. Doch an den Finanzmärkten ist das nicht immer der Fall. Wie eine aktuelle Studie von Wirtschaftsforschern an der Universität Maastricht zeigt, lernen viele Privatanleger aus ihren Fehlern nicht. "Erfolge werden dem eigenen Verhalten zugeschrieben, für Misserfolge werden jedoch andere Faktoren verantwortlich gemacht", schreiben die Forscher Arvid Hoffmann und Thomas Post in einem aktuellen Forschungspapier (Self-attribution bias in consumer financial decision-making).

Hoffmann und Post haben in der Studie, die demnächst im Journal of Behavioral and Experimental Economics erscheinen wird, die Depots von 866 Privatanlegern untersucht und parallel dazu Befragungen durchgeführt. Dabei zeigte sich: Wann immer die Märkte gut gelaufen sind und die Portfolios an Wert zulegten, führten das die Anleger auf ihre eigene Leistung zurück. In Bullenphasen, also bei allgemein steigenden Aktienkursen, zeige sich dadurch, dass Investoren übertrieben selbstsicher werden.

Bei Verlusten hingegen machten die untersuchten Anleger andere Faktoren als die eigene Leistung für die Misere verantwortlich. Das führe dazu, dass sie zu wenig aus eigenen Fehlern lernen können (etwa hyperaktive Handelsaktivität). Stattdessen schieben sie die Verluste anderen (Berater, irrationale Märkte) in die Schuhe.

Dabei gebe es für Anleger viel zu lernen. So haben etwa Forscher rund um Andreas Hackethal, Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt, mit Daten einer Direktbank untersucht, welche Fehler Privatanleger bei der Veranlagung besonders viel Geld kosten. Vier Prozent Rendite pro Jahr könnten private Investoren aufholen, wenn sie aus den beiden gröbsten Fehlern (zu wenig Streuung, zu viele Investments im eigenen Land) lernen würden. Sogar sieben Prozent, wenn sie diese vollständig vermeiden würden.

Doch nicht nur Privatanleger unterliegen psychologischen Verzerrungen. Auch bei Profi-Anlegern oder Managern wird diagnostiziert, dass sie sich selbst überschätzen und nicht aus Fehlern lernen. Zuletzt hat eine Studie von drei Professoren rund um Guoli Chen von der Wirtschaftshochschule INSEAD in Singapur festgestellt: Die Überheblichkeit von Vorständen ist einer der Hauptgründe für Managementfehler - und gerade diese CEOs sind nicht gewillt, aus ihren Fehlern zu lernen. Das ist einer der Gründe, warum Manager immer wieder optimistische Übernahmepläne schmieden, selbst wenn Untersuchungen immer wieder zeigen, dass teure Übernahmen Wertvernichtung sind. (sulu, DER STANDARD, 18.7.2014)