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José Mourinho kennt Kärnten, also stellt er dessen Landeshauptmann das richtige Namensschild vor den Platz.

Foto: APA/Eggenberger

Velden - Eine Lederhose, ein modisches Gilet und Wein - die Willkommensgeschenke, die nette Begrüßung durch Landeshauptmann Peter Kaiser und dessen enthusiastisches Geständnis, ein besonderer Bewunderer zu sein, haben gewiss nicht geschadet. Aber José Mourinho wäre am Dienstag sicher auch so als freundlicher Plauderer aufgetreten, im Schlosshotel Velden, wo der Starcoach und 26 Spieler von Chelsea seit Montag residieren.

Schließlich ist der Mann ein Profi, weshalb ihn auch die Frage ein wenig erstaunte, ob er Kärnten im Allgemeinen und Velden im Besonderen kenne. Natürlich, sagte der Portugiese, man erkundige sich schließlich sehr genau, wo man trainiere. Bis Montag kräftigt sich der viermalige englische Meister, der Champions-League-Sieger von 2012, am Wörthersee. Trainingseinheiten im schmucken Waldstadion, das schon durch Österreichs Nationalmannschaft und erst jüngst durch die Austria geadelt worden ist, sind bis Sonntag das Tagesgeschäft. Am Mittwoch-Abendprogramm der Londoner steht ein Testspiel gegen den Wolfsberger AC (19.30, ORF Sport Plus), für den das Wörthersee Stadion aus dem Tiefschlaf geholt wird. Gut 25.000 Zuseher werden erwartet.

Respekt in Velden

Chelsea hat sich wegen der mit der Weltmeisterschaft verbundenen Strapazen für einen Großteil seiner Spieler zur Vorbereitung in Europa entschlossen. In Velden genießt die Mannschaft relative Ruhe. "Die Leute haben Respekt vor unserer Arbeit. Sie bitten erst nach dem Training um Fotos und Autogramme, verhalten sich leise, sehr diszipliniert", sagt Mourinho, der es auch schätzt, abends unerkannt den See entlangschlendern zu können - wenn er denn schlendert.

Die relative Ruhe mag auch deshalb gegeben sein, weil jene Chelsea-Profis, die bei der WM ab dem Achtelfinale noch im Einsatz waren, nicht zugegen sind. Weltmeister André Schürrle am Wörthersee? Da wär was los, frage nicht! Von der Weltmeisterschaft, sagt Mourinho, habe er jede Spielminute gesehen. Und man glaubt es ihm fast. Das Turnier habe ihm gefallen, vor allem wegen der kleineren Teams und weil die Spiele bis auf zwei Ausnahmen - "ein 7:1 und ein 5:1, die aus dem Rahmen gefallen sind" - kompetitiv gewesen seien. "Erst in der Runde der letzten vier ist der Realismus eingezogen."

RB Salzburg überraschte Mourinho

Einem wie Mourinho ist zuzutrauen, dass er sich auch auf eine Pressekonferenz in Velden vorbereitet. Aber Red Bull Salzburg kennt er natürlich ohne Vorbereitung, er hat die Mannschaft in der vergangenen Saison gegen Ajax Amsterdam gesehen und war überrascht "über ihr Niveau, über ihre taktische Reife". Dass der Klub den Fußball in Österreich beherrsche, sei à la longue nicht so günstig. "Es wird Zeit, dass sie ihren Titel verlieren."

Mourinho hat ihn als Assistent von Bobby Robson in dessen Zeit als Trainer von Sporting Lissabon kennengelernt. "Wir haben im Uefa-Cup zu Hause gegen Austria Salzburg 2:0 gewonnen und geglaubt, dass wir auf Urlaub hinfahren können. Dann haben wir 0:3 verloren."

"Alaba seh ich eigentlich nicht im Mittelfeld"

Die Namen seiner Generation - Krankl, Prohaska, Polster - kennt Mourinho, und natürlich Alaba, einen "der besten linken Verteidiger der Welt, den ich eigentlich nicht im Mittelfeld sehe, aber das muss ein Trainer wissen". Die Erinnerung an Spezialfreund Pep Guardiola verdüstert kurz die Miene von "The Special One". Von bewölkt in heiter schlägt sie bei der Nennung des Namens Arnautovic um. "Mit ihm hatte ich sehr viel Spaß bei Inter Mailand. Er und Balotelli waren die besten Freunde. Die hatten auch sehr viel Spaß. In England, bei Stoke, ist Arnautovic stabil." Man telefoniert zuweilen, "weil ich habe keine ehemaligen Spieler, ich habe nur Spieler, und ich halte Kontakt."

Mourinho hat sich im Schlosshotel 23 Minuten Zeit genommen, ehe er wieder in die relative Kärntner Anonymität eintauchte. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 23.7.2014)