Den Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit wird von vielen gehegt, die Umsetzung scheitere oft am fehlenden wirtschafltichen Know-how.

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Viele Arbeitnehmer in Österreich möchten sich selbstständig machen oder stärker unternehmerisch in ihren Betrieben einbringen. Jeder vierte hat bereits nachgedacht über ein Geschäftsmodell, das Startkapital und eine kompetente Beratung. Aber nur zehn Prozent haben in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich konkrete Schritte unternommen und sind weitergekommen, vier Prozent blieben erfolglos. Dies zeigt eine Befragung von TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung anlässlich des Salzburger Trilogs.

Den Sprung in die Selbstständigkeit scheuen viele nicht nur, weil ihnen die Risiken zu hoch sind. Oft fehlt auch das Know-how. Ein Fünftel der Befragten ist davon überzeugt, sie wären bereits selbstständig, wenn sie in der Schule oder der Ausbildung gelernt hätten, wie man ein Unternehmen gründet.

Wirtschaftliche Bildung

Die Förderung von unternehmerischem Denken im Rahmen der Schul- und Berufsausbildung trifft in Österreich auf große Zustimmung. Über 70 Prozent der Bürger wünschen sich, dass zu diesem Zweck wirtschaftliche Bildung als Unterrichtsfach in den Schulen eingeführt wird. Darüber hinaus befürworten zwei Drittel eine staatliche Unterstützung bei der Unternehmungsgründung. 76 Prozent möchten diese aber auf Unternehmen beschränkt wissen, die sich gesellschaftlich verantwortlich gegenüber Umwelt, Ressourcen und Mitarbeitern verhalten.

Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung dazu: "Veränderung und Innovation fangen beim Einzelnen an. Jeder Mensch besitzt im Rahmen seiner Kompetenzen und Talente die Chance, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Dazu gehören Rahmenbedingungen in Wirtschaft und Gesellschaft, die Freiräume für kreatives Handeln schaffen, die eine Kultur des Scheiterns ermöglichen um aus Fehlern zu lernen, sowie die Bereitschaft, sein Wissen zu teilen und im Bildungssystem Kenntnisse über ökonomische Zusammenhänge zu verankern."

Unternehmerisches Potenzial nutzen

Die Umfrage zeigt weiterhin, dass auch Betriebe in Österreich das unternehmerische Potenzial ihrer Mitarbeiter nur unzureichend nutzen. 44 Prozent der befragten Arbeitnehmer beklagen, dass sie im Beruf kaum Möglichkeiten haben, mehr Verantwortung zu übernehmen und unternehmerisch zu handeln. Zwei Drittel der Beschäftigten wünschen sich von ihren Führungskräften grundsätzlich mehr Entscheidungsfreiheit für unternehmerisches Denken und Handeln am Arbeitsplatz.

Der Wille zur aktiven Mitgestaltung im Betrieb ist da: 77 Prozent der Arbeitnehmer wissen, was sie beitragen können, um die Geschäftsziele ihrer Organisation zu erreichen. Knapp 60 Prozent handeln selbstständig und initiieren an ihrem Arbeitsplatz Prozesse auch ohne Auftrag ihrer Führungskräfte. Für die Untersuchung wurden im Juli in Österreich 500 Personen zwischen 14 und 64 Jahren befragt. (red, derStandard.at, 14.8.2014)