Im Internet sind die Hortensien quasi die Katzen unter den Gartenfotos. Doch Wind und Regen drohen ihre Pracht zu knicken.

Illustration: Dennis Eriksson

Auf Facebook sind die Hortensien quasi die Katzen unter den Gartenfotos. Wer sich gerne im Web 2.0 verirrt, hält nicht mit den Lichtbildern seiner gelungenen Hortensienkompositionen zurück. Und das ist auch richtig so. Hortensienpracht muss geteilt werden - zu überbordend ist ihre Wirkung in Beeten, Trögen und an Mauern. Doch die Hortensie hat es nicht immer leicht - drei Feinde machen ihr das Leben schwer: der Gartler, der Wind und der Regen.

Die Gärtner gehören auch deshalb zu den natürlichen Feinden der Hortensie, weil sie über die Jahre hinweg vergessen haben, um welche Sorte es sich handelt, und sie die armen Pflanzen einfach irgendwie zurückschneiden. Daraus resultieren formlose, kaum blühende Kreaturen, die dann oft mangels Pracht auf dem Kompost entsorgt werden. "Lernen Sie Hortensienschnitt, Herr Gartenfeuilletonist!", würde ein übellauniger Kanzler wohl schimpfen.

So flexibel wie möglich

Dann wäre da der Wind. Gerade in den Städten wird aus Wind oft ein Orkan. Alleen, Straßen und Gassen wirken wie Windkanäle, bündeln leichte Brisen zu sturmartigen Böen und lenken diese über die Hortensienköpfe hinweg. Sie sind ja ganz gut im Nehmen und zeigen sich so flexibel wie möglich. Oft bereits komplett in der Horizontalen, schaffen sie es, nicht zu brechen, sondern weiterhin bloß nachzugeben. Jedoch finden sie von allein nicht mehr in ihre aufrechte Position zurück. Hier muss dann der Gartler herhalten und die Hortensien wieder aufrichten.

Bringt der Gartler jedoch Stützbögen an, damit der Wind die Hortensien nicht mehr flachlegen kann, so bietet er damit gleichzeitig eine Bruchkante an. Denn gerade Flexibilität ist die Abwehrstrategie der Pflanze. Geht das nicht mehr, bricht sie am Widerstand der gutgemeinten Stütze. Also Obacht!

Drohende Wasserschädel

Wirklich widerlich ist Regen. Je fetter Hortensiensortenköpfe sind, desto mehr Wasser können sie halten. Doch sie kommen mit dem Gewicht nicht zurecht, bekommen quasi einen Wasserschädel und kippen entweder nur um oder brechen gleich. Ist der Regen vorbei, kann der Gartler mit einem Stöckchen beginnen, die Hortensien leicht zu schütteln, um ihnen die Last zu nehmen. Das hilft.

Doch oft genug kommt Regen nicht allein, sondern bringt gleich seinen zerstörerischen Haberer, den Wind, mit, und dann wird es grimmig. Der August sieht den Gartler oft genug seufzend vor seinen Hortensien stehen. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 22.8.2014)