Der Raiffeisen-Tower am Wiener Donaukanal ist ein zertifiziertes Passivhaus - und nun auch das erste "Innovative Gebäude".

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Wolfgang Pundy, Projektverantwortlicher für das neue Raiffeisen-Bürogebäude, Sarah Richter, Geschäftsführerin IG innovative gebäude, Johannes Kislinger, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands IG innovative gebäude und Gerhard Zweier, IG innovative gebäude Vorarlberg (v.l.n.r.).

Foto: IG innovative Gebäude / APA-Fotoservice / Thomas Preiss

Seit 2003 gab es die IG Passivhaus in Österreich, nun wird sie Schritt für Schritt demontiert. Schon im Vorjahr kam es zu einem kleinen Eklat, weil sich der langjährige Obmann Günter Lang in Richtung der neu geschaffenen Organisation "Passivhaus Austria" lossagte (die auch von Passivhaus-Erfinder Wolfgang Feist unterstützt wird – siehe Interview).

Re-Branding

Weil man andererseits auch quasi von Beginn an mit dem Namen "Passivhaus" nicht allzu glücklich war, hat sich die verbliebene IG Passivhaus rund um Obmann Johannes Kislinger ein Re-Branding verschrieben. Heraus kam der Verein "Innovative Gebäude", womit man das "IG" in Form der nun weiterhin gültigen Abkürzung elegant hinüberrettete.

In diese neue Gruppierung werden sich nun auch nach und nach die regionalen IGs integrieren, sagte Kislinger am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Einige Landesgruppen hätten sich bereits umbenannt, andere vorerst noch nicht.

"Wir sind die Praktiker"

Was das Verhältnis zu "Passivhaus Austria" betrifft, stellte Kislinger klar, dass man weiterhin zusammenarbeiten wolle. In der Gruppe um Feist sehe man eher die wissenschaftliche Ebene, "wir hingegen sind die Praktiker, die künftig auch viel stärker mit den Unternehmen kooperieren wollen". Insbesondere Vertreter der Massivbauweise, also etwa die Ziegelindustrie, würde man gerne stärker einbinden.

Um die neue Plattform auch als Marke zu etablieren, soll es künftig auch das Qualitäts-Label "Innovatives Gebäude" geben. Weil es in Österreich bereits sechs durchaus gängige Zertifizierungs-Standards gebe (ÖGNI/DGNB, klima:aktiv, TQB, LEED, breeam, Passivhaus), will man so "einen objektiv vergleichbaren Standard als Klammer über alle gängigen Gebäudebewertungssysteme" schaffen. Um das neue Label zu erhalten, muss ein Gebäude zumindest 90 Prozent der jeweils höchsten Qualitätsstufe eines dieser sechs Systeme erreichen. Beim TQB-Standard ("Total Quality Building"), bei dem maximal 1.000 Punkte vergeben werden, wären dies etwa 900 Punkte. Ein Passivhaus bekomme diese automatisch, so Kislinger.

Raiffeisen-Turm: Zwischenergebnisse

Das allererste Label "Innovatives Gebäude" wurde am Dienstag dem Gastgeber der Pressekonferenz und Bauherren des neuen Raiffeisen-Büroturms am Wiener Donaukanal, Wolfgang Pundy, überreicht. Aus diesem Anlass berichtete er über die Erfahrungen mit dem bereits nach PHI Darmstadt zertifizierten Passivhauses in den ersten eineinhalb Jahren des Betriebs. Aktuell habe man etwa gegenüber dem benachbarten alten Raiffeisen-Haus ein Sparpotenzial von 42 Prozent erreicht, bis Mitte nächsten Jahres will man auf 50 Prozent kommen.

"Wir lernen nach wie vor täglich dazu", sagte Pundy, der gesamte Prozess werde noch eineinhalb Jahre dauern. Dann soll auch das Ziel, mehr elektrische Energie zu erzeugen, als das Gebäude verbraucht, erreicht werden können. Zurzeit beträgt der Mehrverbrauch gegenüber der im Gebäude selbst generierten Strommenge noch rund 15 Prozent. (Martin Putschögl, derStandard.at, 9.9.2014)