Doha/Kairo - Nach Druck aus der Region müssen sieben führende Muslimbrüder Katar verlassen. Sie waren nach der Entmachtung des ägyptischen Ex-Präsidenten Mohammed Morsi in den Golfstaat geflohen.

Man verstehe die Umstände, denen Katar in der Region ausgesetzt sei, erklärte Amr Darrag, Minister unter Morsi. Katar war ein enger Verbündeter des gestürzten islamistischen Präsidenten Morsi. Mehrere Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien, hatten ihre Botschafter aus Doha zurückgerufen, nachdem das Land einer Reihe von geflohenen Muslimbrüdern Exil gewährt hatte.

Geste der Versöhnung

Die Ausweisung, nur Tage nach der Anti-Terror-Verständigung in Jeddah, wird als Geste Katars verstanden, das Verhältnis zu den Nachbarn zu verbessern. Ob Doha seine Politik gegenüber den Muslimbrüdern grundsätzlich ändert, wird sich noch zeigen müssen.

Mit der Ausweisung der hochrangigen Führungsmitglieder, darunter Generalsekretär Mahmud Hussein, werden die entmachteten Islamisten, die von Kairo zur Terrororganisation erklärt wurden, weiter isoliert. Die Gruppierung ist nach Verhaftung und Flucht von tausenden Kadern praktisch handlungsunfähig. Initiativen von Einzelpersonen oder Splittergruppen für eine Verständigung mit der neuen Führung in Kairo sind im Sand verlaufen.

Die Regierung von Präsident Abdelfattah al-Sisi hat weiter kein anderes Rezept als Repression gegen die Muslimbrüder. Heute, Montag, soll ein Mitglied der Muslimbrüder vor der Kommission aussagen, die die blutige Räumung der Morsi-Protestlager untersucht. (Astrid Frefel, DER STANDARD, 15.9.2014)