So soll das Alm-Resort Nassfeld aussehen, wenn es fertig ist. Auch wenn die "Crowd" scheitert und keine 300.000 Euro bis Mitte November lukriert werden können, wird das Projekt realisiert.

Visualisierung: Riedergarten Immobilien

Direkt neben der Skipiste wird derzeit fleißig am Alm-Resort Nassfeld gebaut. Bis Anfang Dezember sollen hier neun mehrgeschoßige Häuser mit jeweils mehreren "Chalets" für die Wintertouristen bereitstehen. Das Besondere daran: Eines der Chalets soll durch Crowdfunding finanziert werden. Bei Start-ups schon länger in Mode, soll die "Schwarmfinanzierung" damit auch in der Immobranche ankommen - zumindest wenn es nach dem Bauträger Riedergarten Immobilien geht.

Seit August kann per Mausklick in das Projekt investiert werden; schon ab einem Betrag von 1000 Euro ist man dabei. Mindestens 300.000 Euro müssen zusammenkommen, andernfalls fließt das Geld an die Investoren zurück. Die Häuser werden dann aber natürlich trotzdem fertiggestellt, sagt Geschäftsführer Bernd Rausch.

Er glaubt, dass er die magischen 300.000 Euro bis Mitte November erreichen kann. Das ambitionierte Ziel: Nicht nur das eine Chalet, sondern gleich ein ganzes Haus mit 1,6 Millionen Euro über die Crowd zu finanzieren.

Skilegende mit dabei

Davon ist man jetzt aber noch weit entfernt: Bisher wurden rund 60.000 Euro von 14 Menschen investiert - im Schnitt rund 4300 Euro pro Person. Der erste Investor war - überaus publikumswirksam - Skilegende Franz Klammer, der in einem nicht ganz unpeinlichen Video auf der Website des Projekts seine Beweggründe ausführt: "In Immobilien investieren ist eine sichere Sache."

Die Idee zum Projekt kam dem Bauträger bei einem Innovationskongress im Vorjahr. Zweieinhalb Monate dauerte es laut Rausch, bis alles fertig ausformuliert und mit der Finanzmarktaufsicht abgeklärt war. Wichtig sei gewesen, ein Projekt zu wählen, "mit dem die Menschen etwas anfangen können", erklärt Rausch. Daher fiel die Wahl auf das Nassfeld und eine touristische Nutzung.

Versprochen wird den Investoren eine jährliche Verzinsung von vier Prozent. Das Nachrangdarlehen, auf dem dieses Konzept des Crowdfundings basiert, läuft laut Bauträger für maximal sieben Jahre und ist nach einem Jahr Laufzeit halbjährlich kündbar.

Entscheidender Nachteil

Ein Nachrangdarlehen kommt aber auch mit einem entscheidenden Nachteil daher: Darlehen und Zinsen müssen nur (rück)gezahlt werden, wenn es sich das Unternehmen leisten kann, ohne zahlungsunfähig zu werden. Im Fall einer Insolvenz schaut der risikofreudige Investor durch die Finger.

Rausch versichert, dass das Projekt sicher ist - "selbst meine Mutter und meine Frau haben schon investiert" -, denn die Crowd trage kein Errichterrisiko, und die Buchungslage für den Winter liege bereits bei über 40 Prozent: "Ich habe also keine Sorge, dass ich die vier Prozent nicht zahlen kann."

Was ihm aber trotz erfreulicher Finanzierungslage fehlt: der "überspringende Funke". "Ich wünsche mir, dass viele Leute kleinere Beträge setzen." Sein langfristiges, überaus ambitioniertes Ziel: jährlich 15 bis 20 Millionen Euro über die Crowd zu lukrieren.

Projekt in Wien

Mittlerweile gebe es Kooperationsanfragen, so Rausch. Ein bisschen Sorgen macht er sich, dass es Nachahmer geben wird, "die mit schlechten Projekten auf den Markt kommen" und das Crowdfunding "verunglimpfen".

Ein Konkurrent könnte Willi Them sein, der im Vorjahr mit einem Projekt aufhorchen ließ: Er will am Mariahilfer Gürtel ein Hotel aus Vollholz und mit einer Algenfassade errichten. Auch er will die Crowd zur Kasse bitten. Wann genau es losgehen soll, will er nicht sagen: Das Ganze werde aber "ein Riesenprojekt".

Auch wenn das Immobilien-Crowdfunding derzeit noch ein Randthema ist: Gedanken zu alternativen Finanzierungsmodellen machen sich viele. Etwa Heinz Feldmann, Initiator der Baugruppe Nordbahnhof, der vor kurzem bei einer Podiumsdiskussion sein Projekt vorstellte: "Wir wollten den Wohnraum den Spekulanten entziehen und haben überlegt, Immobilien-Crowdfunding zu versuchen", erinnert er sich. Das habe sich die Baugruppe aber "dann nicht angetan".

Menschen werden offener

Eine Art Schwarmfinanzierung gab es aber trotzdem, wenn auch fernab des Internets: Um das Gebäude nach Fertigstellung dem Bauträger abzukaufen, wurde ein "Vermögenspool" ins Leben gerufen. Mehr als 130 Privatpersonen sprangen als Financiers ein und wurden im Grundbuch abgesichert.

Die Menschen werden offener für alternative Anlageformen abseits der Bank - darüber sind sich Them und Rausch einig. Auf der Crowdfunding-Plattform "Conda" sucht man nach Immobilienobjekten jedoch vergeblich: "Wir legen den Fokus auf Unternehmen und nicht auf Immobilien", stellt Geschäftsführer Daniel Horak klar. Er sieht den Trend als ein "gewisses Blasenthema". Seinem Unternehmen würden zwar regelmäßig Immobilienprojekte vorgestellt - aber "mit einer nicht zu erzielenden Rendite". (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 20.9.2014)