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Ein jemenitischer Huthi-Kämpfer in Polizeiuniform. Die Huthis kontrollieren seit September die Hauptstadt Sanaa.

Foto: REUTERS/Khaled Abdullah

Sanaa/Wien - Im September nannte US-Präsident Barack Obama den Jemen ein Beispiel erfolgreicher Kooperation bei der Terrorismus-Bekämpfung, kurz danach rief die US-Botschaft in Sanaa ihre Bürger wegen Terrorgefahr zur Ausreise auf. Am Donnerstag tötete ein Anschlag in der jemenitischen Hauptstadt mindestens 67 Menschen: Allerdings richtete er sich gegen eine Gruppe, die bei vielen ebenfalls unter "Terroristen" läuft, die zaiditisch-schiitische Huthi-Bewegung (auch als Ansarullah bekannt) und ihre Anhänger. Die Attacke eines Selbstmörders auf die Huthi-Versammlung auf dem Tahrir-Platz wird dementsprechend sunnitischen Al-Kaida-nahen Extremisten zugeschrieben.

Zaiditen sind Schiiten, die sich von der heutigen schiitischen Hauptgruppe, den Zwölferschiiten, bereits Anfang des 8. Jahrhunderts trennten. Sie stellten die Dynastie, die bis 1962 den Nordjemen regierte.

Die Huthis, ein zaiditischer Clan, konnten im Sommer ihren Aufstand, der jahrelang auf den Nordwesten des Landes beschränkt war, zu einer nationalen Protestbewegung umwandeln. Offenbar werden sie von Kräften rund um den gestürzten Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh - der die Huthis früher selbst bekämpfte - unterstützt. Im September eroberten sie Sanaa. Ein "Versöhnungsabkommen" mit Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi, das eine Deeskalation vorsah, wurde bisher nicht umgesetzt.

Angst vor "Hisbollah" auf Arabischer Halbinsel

Hadi schlug am Dienstag einen Premier für die geplante Einheitsregierung vor, die Huthis lehnten ihn ab: Ahmed Bin Mubarak war Hadis Kabinettschef und Generalsekretär einer mehrmonatigen "Nationalen Dialog-Konferenz". Die Versammlung der Huthis auf dem Tahrir-Platz war gegen Bin Mubarak gerichtet, der inzwischen auf seine Nominierung verzichtet hat.

Dass der Vormarsch der Huthis terroristische Reaktionen hervorrufen würde, war erwartet worden. Die Situation im Jemen hat auch regionale Implikationen. In einer Stellungnahme des Golfkooperationsrats (GCC: Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Oman) zur Lage im Jemen von Oktober findet sich der Satz, dass der GCC "ausländische Einmischung" im Jemen nicht dulden werde. Damit ist der Iran gemeint, der als Sponsor der Huthis gilt.

Die Golfaraber werfen Teheran vor, mit den Huthis eine "Hisbollah auf der Arabischen Halbinsel" etablieren zu wollen. Zuletzt gab es Gerüchte, dass die Huthis die Meeresstraße zwischen Rotem Meer und Golf von Aden (Bab al-Mandab) unter ihre Kontrolle bekommen wollen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 10.10.2014)