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Teutonia-Mitglied und FPÖ-Politiker: Reinhard Eugen Bösch.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Das umstrittene Flugblatt.

screenshot: Facebook

Wien - "Ich bin gegen die Generalisierung", sagt der promovierte Historiker und FPÖ-Parlamentarier Reinhard Bösch auf die Frage, ob er etwas gegen das neue Deserteursdenkmal auf dem Ballhausplatz habe, "aber individuell kann es vorgekommen sein, dass es Fälle gab, dass jemand desertierte und dafür wirklich gute Gründe hatte." Der Grund für die Nachfrage des STANDARD bei Bösch ist ein Flugblatt der Wiener Burschenschaft Teutonia, deren Mitglied Bösch ist. Gepostet hat dies die Burschenschaft auf ihrer offiziellen Facebook-Seite, wo sie von einer "Flugzettelaktion" schreibt, am Nationalfeiertag.

"Keine Helden"

"Solche Leute sind keine Helden, egal wie viele Denkmäler die rotgrüne Stadtregierung bauen lässt", heißt es da. Betitelt ist das Machwerk mit: "Wer heute die alte Pflicht verrät ... verrät auch morgen die neue!" (sic!) Abschließend heißt es: "Denn nur wenn unser Volk wieder als gelebte Gemeinschaft auftritt, können wir uns gemeinsam wehren."

Welches Volk und welche Pflicht da gemeint sind, das wollte Bösch nicht kommentieren, aber er "begrüße es, wenn sich junge Leute in Zeiten der Politikverdrossenheit damit befassen und vielleicht auch ihre eigene Sprache finden", führt er aus. Ob er mit dem Inhalt des Textes denn einverstanden sei? "Der Straftatbestand der Desertion ist in allen Staaten der Welt gegeben. Schauen Sie, was man in der US-Armee gemacht hat mit denen, die nicht in den Vietnamkrieg ziehen wollten", so Bösch dazu, räumt aber auf die Frage, ob er Armeen demokratischer Staaten mit jener der NS-Diktatur vergleichen wolle, ein: "Ich vergleiche nichts mit nichts."

WKR-Kommers im Rathauskeller

Die Teutonia hat ein Faible für einschlägige Flugblätter, wie der Rechtsextremismusforscher Bernhard Weidinger weiß: 2012 gab es ein ähnliches Papier gegen das damals geplante Denkmal. Darauf und auf einem weiteren wurde auch der ehemalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant verhöhnt.

Im Jahr 2010, während der Studentenproteste an österreichischen Universitäten, verteilten Teutonia-Mitglieder wiederum Flugzettel, auf denen die Friedensverträge von Versailles und St. Germain als "Schandverträge" bezeichnet wurden. Die Teutonia führt aktuell den Vorsitz des Wiener Korporationsrings (WKR), der am 29. November seinen Kommers im Wiener Rathauskeller feiert. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 4.11.2014)