Manchmal verbindet sich das Schützende, Polsternde mit dem Verletzenden. Zum Beispiel in den Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Jenni Tischer: hart und weich, eckig und rund.

Foto: Laurent Ziegler, Mumok

Wien - Spitze Gegenstände in der minimalen Kunst können einen zum Beispiel an Walter de Maria erinnern. Der Kalifornier zeigte 1968 eine Skulptur aus Brettern, die mit bedrohlichen Spitzen versehen waren. In seinen Nagelbrettern wurde abstrakte, geometrische Geordnetheit mit Körperlichkeit konterkariert, rufen die Spitzen doch leicht die Vorstellung von Schmerz hervor.

Die Objekte der Künstlerin Jenni Tischer (geb. 1979) sprechen den Betrachter mitunter ähnlich unmittelbar an: Hier sind gepolsterte Bilderrahmen mit Nägeln durchbohrt, dort lugen unter einem lieblichen Strauß Papierblumen Nadeln hervor. In ihrer Personale Pin im Mumok sorgen Stoffbahnen in Pastelltönen und kuschelige Textilobjekte für eine "weiche" Atmosphäre. Ihr steht die metallische Härte des Nähwerkzeugs, der Nadeln, gegenüber, die Tischer nicht versteckt, sondern zum essenziellen Gestaltungsmittel macht.

Tischers Objekte wollen aber noch mehr spürbar machen, etwa das Verhältnis des Menschen zu seiner Abstrahierung in Form von Daten. Zum Gegensatzpaar hart-weich gesellt sich deshalb bei ihr der Kontrast zwischen präziser Fertigung und Handgemachtheit. Beispielhaft ist das Objekt Big Data (II): Ein akkurater Holzkubus beinhaltet ein unförmiges Textilobjekt, das sich der Würfelform annähert, in die Begrenzung seines Rahmens allerdings nicht passen will. Das Verhältnis zwischen Ideal und Wirklichkeit thematisiert Tischer schließlich auch in der Serie Makings: Kleine, an Mandalas erinnernde Muster sind jeweils hinter exakt geschnittenen, kreisrunden Glasplatten platziert.

Maschinen-Pins

Programmatisch verbinden sich im Titel der Schau das Analoge und das Digitale: "Pin" ist nicht nur das englische Wort für Nadel, sondern auch die Abkürzung für Codes, mit denen sich Menschen vor Maschinen ausweisen. Dem entsprechend werden hier aktuelle soziopolitische Fragen der "Vernetzung" mit dem textilen Handwerk in Beziehung gesetzt.

2013 erhielt Tischer den Baloise-Kunstpreis: für ihre Beschäftigung mit "politischen Themen wie Autorschaft, Produktion oder Feminismus". Sie thematisiere "typisch weibliche Tätigkeiten wie sticken, nähen, weben" und überführe diese "auf sensible Weise in den Kunstkontext", heißt es im Statement der Jury. (Roman Gerold, Spezial, DER STANDARD, 7.11.2014)