Antibiotika-Resistenzen werden immer mehr zum Problem.

Foto: Don Stalons/CDC/wikipedia

In Europa ist zwischen 2010 und 2013 der Anteil gegen Antibiotika resistenter Bakterien teilweise gestiegen. Österreich befindet sich in einer vergleichsweise anhaltend guten Situation. Das ergibt sich aus dem neuesten Bericht des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC) in Stockholm. Am Dienstag ist in Europa der sogenannte "Antibiotika-Tag" (European Antibiotic Awareness Day).

Zu häufige Verwendung

ECDC-Direktor Marc Sprenger, der sich vor kurzem auch in Wien aufgehalten hat, betonte in diesem Zusammenhang die komplexen Ursachen von Antibiotikaresistenzen. Das sind vor allem zu viel Verwendung, auch bei "falschen" Krankheiten (Virusinfektionen), in der Humanmedizin, nicht ausreichende Dosierung und Einnahmedauer richtig verschriebener Antibiotika und die Verwendung in großen Mengen für Humanmedizin-fremde Ziele.

Letzteres betrifft vor allem die Agrarindustrie. Eine spezielle Angelegenheit sind dabei auch Spitalshygiene und sogenannte Spitalskeime, die besonders oft Resistenzen aufweisen. "Obwohl der größte Teil des Antibiotikaverbrauchs außerhalb von Kliniken stattfindet, ist der Antibiotikagebrauch in den Kliniken der hauptsächliche Faktor für die Verbreitung multiresistenter Bakterien, die Infektionen im Gesundheitseinrichtungen selbst auslösen", sagt Sprenger.

Gefährliche Resistenzen

Die Situation ist unterschiedlich von Antibiotikum zu Antibiotikum und von Keimart zu Keimart. Gleichzeitig sind Antibiotikaresistenzen oft lokaler (nationaler) Natur, weil sie direkt mit der oft sehr unterschiedlichen Verwendung in Verbindung stehen. Ein Beispiel ist der Anteil der Klebsiella pneumoniae-Keime, die beispielsweise gegen die oft verwendeten Fluorchinolone, Cephalosporine der dritten Generation und Aminoglykoside unempfindlich geworden sind. Dieser Anteil ist gestiegen, in Österreich aber bei einem bis fünf Prozent relativ gering und stabil geblieben. 2013 waren hier nur Finnland und Grönland noch besser. 25 bis 50 Prozent dieser Keime sind beispielsweise in Italien und in Tschechien resistent.

Die ehemals als "Wunderantibiotika" für den Spitalsbereich bezeichneten Carpabeneme stellen eine der letzten Möglichkeiten bei sonst resistenten Klebsiella pneumoniae und E. coli-Keimen dar. Hier zeichnet sich vor allem bei den Klebsiellen eine Verschlechterung der Situation ab. In Österreich war sie mit einem Resistenzanteil von weniger als einem Prozent - wie in fast allen europäischen Staaten - im Jahr 2010 gering, mittlerweile sind es ein bis fünf Prozent. In Italien betrifft diese Resistenz bei schweren Klebsiella-Infektionen aber bereits bis zu 50 Prozent, in Griechenland mehr als 50 Prozent.

Vorsichtiger Gebrauch nötig

In den vergangenen 20 Jahren sind als Spitalskeime auch die sogenannten methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Bakterien bekannt geworden. Hier haben in den vergangenen Jahren entsprechende Gegenmaßnahmen für eine Verringerung der Problematik gesorgt, jedoch war der Rückgang des Anteils der resistenten Erreger zwischen 2010 und 2013 in Europa geringer als davor.

Hier beträgt der Anteil in Österreich fünf bis zehn Prozent, in Norwegen und Schweden weniger als ein Prozent, in Portugal, Spanien und Italien hingegen zwischen 25 und 50 Prozent. ECDC fordert in diesem Zusammenhang einen vorsichtigen Gebrauch der Medikamente von der Versorgung von Patienten mit bakteriellen Infektionen im Akutfall bis hin zur Langzeitpflege sowie entsprechende Hygienemaßnahmen, um Infektionen überhaupt zu vermeiden. (APA, derStandard.at, 17.11.2014)