Konzerne, KMUs, Non-Profit-Organisationen und Start-ups quer durch alle Branchen waren an der diesjährigen Career Calling am Donnerstag als Aussteller beteiligt. Die Karrieremesse der WU, der TU und der Boku konnte gemeinsam mit den 130 Unternehmen rund 5000 interessierte Besucherinnen und Besucher in der Messe Wien zählen.

Angebote wie das "Career Service" für Fragen rund um das Thema Bewerbung, der Fotocorner fürs Bewerbungsunterlagen-Tuning oder die Jobwall waren wie auch in den vergangenen Jahren gefragte Messestationen.

Jobsuche – nicht Hängematte

Von einer entspannten, zurückgelehnten Generation war nichts zu merken: Intensive Gespräche an den Unternehmensständen, Fragen gingen ans Eingemachte. So auch bei der Podiumsdiskussion zum Thema Work-Life-Balance. Alle Unternehmensvertreterinnen bekannten sich zu geteilter Verantwortung: Selbstmanagement plus ein organisatorisch ermöglichender Rahmen, um nicht nach ein paar Jahren im Burnout zu landen oder das Leben zu verpassen. Dass arbeitsrechtliche und ablauftechnische Musts nicht alles gestatten, ist auch schon den Studierenden klar. Aber – repräsentative Frage einer jungen Frau: "Ich möchte mit 30 Stunden einsteigen, weil ich sehr stark sozial engagiert bin. Geht das?"

Karin Bauer (Standard) moderiert die Unternehmensvertreterinnen zur Work-Life-Balance: Iris Brachmaier (Mondi), Selma Grössl (Accenture), Katja Mlecka (ÖBB), Claudia Stingl (Deloitte) und die Geschäftsführerin des Career Center der WU Wien: Ursula Axmann.
Foto: andy urban

Nicht ganz klare Antwort: Eher nicht, es sind für Einsteiger auch fast nur Vollzeitjobs ausgeschrieben. Aber: Bei Interesse und "Fit" unbedingt bewerben, im Gespräch lasse sich viel auch individuell anpassen.

Work-Life-Balance

Misstrauen gegenüber unternehmerischen Versprechungen war ebenfalls da: "Sind 40 Stunden wirklich 40 Stunden?" Im Gespräch wurde klar: Alles ist eine Frage der Ansprüche – wer große Karriere in der Linie machen will, also viel haben will, wird wohl auch viel geben müssen. Die Geschäftsführerin des Career Center an der WU, Ursula Axmann, nimmt die Last von den Schultern: "Es müssen nicht alle, die interessante Karrieren wollen, eine Top-Vorstandsposition anstreben." Die Wege sind vielfältig wie die Möglichkeiten. Es gehe zuerst um Selbstreflexion: Was tut mir gut, was macht mir Freude? Was kann ich wirklich gut?

Unausgesprochen klar wurde, dass alle diese Entscheidungen auch Konsequenzen haben.

Interessant die Antworten der Unternehmen auf die Frage nach Schutz der Engagierten mittels Sperre von Mails etc. am Abend oder am Wochenende: grundsätzlich nein. Es gehe doch vielmehr um Führung und Unternehmenskultur. Damit war auch der Auftrag für Absolventen klar: die Wege in die neue Arbeitswelt, in der vom Menschenbild bis zum Geschäftsmodell Transformation herrscht, genau ansehen und so viel wie möglich fragen.

Ein Job, kein Gefängnis

Dass das für Unternehmen eine Challenge ist und anderes abverlangt als noch vor zehn, 15 Jahren, zeigt sich bereits in den mannigfaltigen Angeboten, mit denen sie den Ansprüchen der gesuchten "right potentials" entgegentreten.

Die Runde der CEOs - Alexander Deopito (Lidl), Günther Helm (Hofer)Reinhard Wolf (Raiffeisen Ware), Michael Raberger (Ricoh) und Jugenkulturforscher Bernhard Heinzlmaier: Grenzenlos? International? Was bedeutet eine solche Karriere für das Leben?
Foto: christian fischer

Mundfaul und "g'schreckt" erwiesen sich die Studierenden auf dieser riesigen Karrieremesse jedenfalls nicht. Offenbar haben diese Jungen an den Eltern und in ihrem (Aus-)Bildungsumfeld recht genau gesehen, was sie nicht wollen. Dass dies den Leistungswillen infrage stellen könnte, erwies sich als falscher Schluss. (DER STANDARD, kbau, haa, 21.11.2014)