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Prinz Andrew, der Fünfte in der britischen Thronfolge, galt immer als Frauenheld. Nun wird sein Name in einer US-Privatklage wegen eines Sexualverbrechens genannt.

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Es war alles so schön ausgedacht. Am Montag wollte der Buckingham Palace die neugewonnene Freundschaft zum wichtigsten EU-Verbündeten Deutschland zementieren. Es werde "eine wichtige Mitteilung" geben, teilte man aus eingeweihten Kreisen vorab mit, und munter schossen die Spekulationen ins Kraut: Ob Baby-Prinz George die Herzen der Deutschen erobern will? Oder macht sich gar die 88-jährige Queen noch einmal auf die Reise in das Land?

Alles vergessen. Statt frohe Botschaften vorzubereiten, mussten sich die Medienberater Ihrer Majestät zu Jahresbeginn mit unappetitlichen Details herumschlagen. Prinz Andrew, der Fünfte der britischen Thronfolge, wird in einer Privatklage in den USA genannt, bei der es um Sexualverbrechen gegen eine Minderjährige geht. Angeblich wurde die damals 17-Jährige zum Sex mit dem Prinzen gezwungen. Sie sei von Andrews engem Freund, dem Milliardär Jeffrey Epstein, "zur Sexsklavin gemacht" worden.

Ungewöhnliches Mittel des Buckingham Palace

Gleich zweimal binnen 48 Stunden griff der Buckingham Palace zum ungewöhnlichen Mittel einer öffentlichen Stellungnahme: Die Vorwürfe gegen den Prinzen "entbehren jeder Grundlage" und seien "vollkommen unwahr". Auch habe der Herzog von York nicht zugunsten seines Freundes Epstein bei den US-Behörden interveniert.

Dass der 54-Jährige im Frühjahr 2011 nach zehn Jahren zum Rücktritt als offizieller Handelsbeauftragter Großbritanniens gezwungen wurde, ging neben Kontakten mit dubiosen arabischen Despoten auf die Epstein-Connection zurück. Der Milliardär beherbergte den Junggesellen mehrfach in Villen, wo sich Andrew gern massieren ließ.

Andrew Loyalität zu Epstein

Epstein wurde 2008 wegen kleinerer Sexualdelikte zu 18 Monaten Haft verurteilt. Um schwerere Anklagepunkte, die damals offenbar fallengelassen wurden, geht es nun in Florida.

Nach Epsteins Haftentlassung spazierte damals der Prinz demonstrativ mit seinem Freund durch den New Yorker Central Park. Die Loyalität zu Epstein verstärkte den Eindruck, es gebe in Andrews Oberstübchen "keine nennenswerte mentale Aktivität", wie ein Tory lästert.

Hingegen galt der zweite Sohn von Elisabeth II. schon immer als Frauenheld. Dass die Londoner Medien die jetzt wieder hochgekochte Epstein-Affäre breittreten, steht im Kontrast zur sonst pfleglichen Behandlung des Königshauses. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 5.1.2015)