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Was liefert 2015 an Karriere-Trends? Überraschungspakete sind nicht dabei.

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Was hat sich verändert, was blieb gleich, und was wartet im Karrierebereich? Was Coaches und Karriereberater aus dem deutschen Netzwerk Karriereexperten.com zusammengetragen haben:

Trend zur selbstinitiierten Weiterbildung

Warum 2015 das Jahr des Lernens wird erklärt Karriereexperte für Weiterbildung, Lars Hahn: "Auch wenn viele von Fachkräftemangel reden, muss der einzelne Berufstätige sich auf dem aktuellen Stand seines Berufsfelds halten, damit er mit dem rasanten Fortschritt der Arbeitswelt Schritt halten kann."

Dabei ist es ganz gleich, ob es um fachliche Qualifikationen oder Soft-Skills geht, denn Weiterbildung hat 2015 einen hohen Stellenwert. "Immer wichtiger wird dabei das "Lernen lernen", die Fähigkeit, sich selbst neues Wissen anzueignen.", so Lars Hahn.

Trend zum Wandel der Arbeitskultur

"Das Thema 2015 werden Kompetenzen für eine neue Führung sein" sagt Svenja Hofert, Karrierecoach aus Hamburg.

Innovation - Manager müssten Innovationen freisetzen können. In einer Welt, in der es immer mehr darauf ankommt, dem Wettbewerber eine Nasenlänge voraus zu sein und sich Neues ganz schnell entwickelt, brauchten Unternehmen ganz andere Charaktere und Eigenschaften als früher. Es gehe darum, in der Komplexität auch ohne die alten Planungstools erfolgreich zu sein. "Zielsetzung killt Kreativität. Doch die, die derzeit Manager sind, arbeiten immer noch mit strikten Zielvorgaben. Messbarkeit steht noch im Vordergrund.".

Motivation - Eine wichtige Kompetenz von Managern werde es sein, intrinsische Schaffensfreude freizusetzen. "Meine Umfrage Worklifestyle, an der bisher rund 500 Personen teilgenommen haben, hat ergeben, dass die meisten durch Ziele- und Ergebnismessung abgeschreckt sind." so Svenja Hofert. "Viele Menschen wollen heute schon flexibel arbeiten, etwas Sinnvolles tun - Kreativität entfalten, ohne auf die Uhr zu schauen. Und das passt mit dem derzeitigen Führungsstil einfach nicht zusammen. Sicher wird das Jahr 2015 nicht reichen, aber es wird ein wichtiges Jahr für die Transformation der Manager." so Hofert.

Trend zur dialogorientierten Führung auf Augenhöhe

"Die Zeit der Patriarchen ist endgültig vorbei, das Denken in Hierarchien ist längst überholt. Und dort, wo es noch nicht ganz angekommen ist, wird sich dieser Trend 2015 nicht mehr aufhalten lassen.", sagt Natalie Schnack, Sichtbarkeitscoach aus Hamburg. Die Karriere- und Führungsexpertin Barbara Simonsen stellt fest: "Führung wird sich immer mehr nach den unterschiedlichen Generationen richten und eine lebensphasenorientierte Personalpolitik betreiben." Dies bedeute für die zukünftige Personalführung, sich stärker an den Interessen der Mitarbeiter zu orientieren. Die individuellen Lebens- und Berufssituationen gelte es zu berücksichtigen, um Motivation und Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Das Verhältnis von Mitarbeitern und Entscheidern wird sich zu einer wertschätzenden Zusammenarbeit von Partnern auf Augenhöhe entwickeln. "Die Kluft zwischen denen da unten und denen da oben wird zugehen", so Natalie Schnack. "Das bedeutet, Vorgesetzte können nicht mehr per Direktive führen, sie werden Mitarbeiter zunehmend von ihren Ideen überzeugen müssen."

Trend zu individueller Karriere

Karrieren werden individueller. Beruflicher Erfolg wird anders definiert. Alternativen zum schnellen Aufstieg auf der Karriereleiter entwickeln sich. "Arbeitnehmer suchen zunehmend nach einer beruflichen Entwicklung, die ihren persönlichen Werten und der aktuellen Lebenssituation entspricht, ich nenne das Ich-Karriere" so Karrierecoach Bernd Slaghius aus Köln.

"Traditionelle Karrierewege werden mehr denn je infrage gestellt. Dieser Trend zeigt sich nicht nur bei der jungen Generation, sondern auch bei erfahrenen Fach- und Führungskräften. Arbeitnehmer übernehmen mehr Selbstverantwortung und sagen, was ihnen wichtig ist." Arbeitgeber würden mit flexiblen und individuellen Modellen im Personalmanagement reagieren, um gute Mitarbeiter zu motivieren und zu binden, so Slaghius.

Trend zum innovativen Gründen

"Der Wunsch nach Flexibilität in der Arbeit wird viele Menschen zum Gründen inspirieren", sagt Gründungscoach Silke Loers. Nach wie vor gehörten jedoch eine gute Idee, Mut, Geld, öffentliche Aufmerksamkeit und Menschen, die einen unterstützen, zu den Erfolgsfaktoren. "Daher testen viele Gründer neue Ideen im Nebenerwerb, dieser Trend wird anhalten." so Silke Loers. Digitale Geschäftsmodelle sieht sie bei den jungen Gründern dominieren.

Trend zum Bewerbungs-Storytelling

Auch 2015 werde sich der Entscheider für den ersten Eindruck circa eine Minute pro Kandidat Zeit nehmen. Der Trend gehe weiter in Richtung des erfolgsorientierten Lebenslaufs, Erfolge werden anhand von Zahlen, Fakten konkretisiert. "Ein Lebenslauf ohne Foto ist auch kein No go mehr. Wenn der Rest passt, ist das Weglassen kein Problem." sagt Maja Skubella. "Wir lesen gern Erfolgs"Geschichten von Menschen, erst recht wenn das Unternehmen davon profitieren kann. Daher geht der Trend 2015 im Anschreiben immer mehr zum Storytelling."

Trend zum lockeren Vorstellungsgespräch

"Das Bewerbungsgespräch beginnt nach wie vor im Moment des ersten Blickkontakts. Und noch immer entscheiden die ersten Augenblicke über Sympathie oder Antipathie zwischen den Gesprächspartnern" sagt Karriereberater Daniel Bohne.

"Inzwischen nimmt die Zahl der Unternehmen deutlich zu, die in Bewerbungsgesprächen mehr Lockerheit an den Tag legen und auf einige klassische Riten verzichten. In einigen, insbesondere jungen Unternehmen wird sogar von Anfang an geduzt. Anzug und Krawatte sind dann vollkommen fehl am Platz. Sneaker? Warum nicht?! "Der Karriereberater erkennt darin einen Trend zu mehr Lockerheit in den Umgangsformen bei Bewerbungsgesprächen, sieht die Traditionellen aber noch in der Überzahl.

Trend zur Einforderung der Vereinbarkeit

"Nach dem Hurra-wir-sind-familienfreundlich der letzten Jahre kehrt mehr Nüchternheit ein" stellt Sascha Schmidt, Coach aus München fest. Unternehmen werden gefordert sein, Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur zu plakatieren, sondern wirklich in der Führungskultur zu leben.

Weiterhin wird die Debatte nicht mehr nur von der Wirtschaft und Politik geführt, endlich melden sich karrierebewusste Eltern als Anwalt ihrer Interessen und der Kinder zu Wort. Die Zahl der Väter, die die Elternzeit beanspruchen, sieht er steigen. "Die gesellschaftliche Debatte über Wertschätzung von Eltern am Arbeitsplatz wird zunehmen und kontroverser werden."

Trend zur Gesundheitsförderung

"Das Thema Gesundheit und Prävention wird an Bedeutung gewinnen" so Julitta Rössler-Kruszona, Coach aus Meerbusch. Bisher standen regenerative Maßnahmen zur kurzfristigen Regulation von körperlichen Überlastungssymptomen für den einzelnen Mitarbeiter im Vordergrund. "In Zukunft geht es vermehrt um den Ressourcenaufbau zur kognitiven Bewältigung psychischer Belastungen." (red, derStandard.at, 7.1.2015)