"Ohne Faszien würde alles im Körper zusammenpurzeln", schreibt Autor Peter Schwind.

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Im menschlichen Körper greifen viele Systeme ineinander. Eines, das von der Wissenschaft bislang wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, ist das Faszien-Netzwerk. Faszien sind Gewebeschichten, die die Bauteile des Körpers umhüllen und sie verankern, "ohne sie würde alles durcheinanderpurzeln", schreibt Buchautor Peter Schwind.

Bei Knie-, Kopf- und Rückenschmerzen, bei Schleudertrauma oder Karpaltunnelsyndrom etwa können auch die Bindegewebsbündel, die ein inneres Netzwerk im Körper bilden, beeinträchtigt, hat er festgestellt - vor allem bei älteren Menschen, deren innere Viskoelastizität durch den Alterungsprozess reduziert ist.

Methode "Rolfing"

Die Methode, um Faszien zu entspannen und damit wieder in Balance zu bringen, heißt Rolfing. Buchautor Schwind praktiziert diese Methode seit vielen Jahren und weiß um die biomechanischen Prinzipien, die Schmerzen verursachen. Dass Schulmediziner Faszien lange Zeit nicht ernst nahmen, hat einen Grund: Die menschliche Anatomie wird an Leichen studiert.

In toten Körpern sind Faszien kaum mehr zu studieren, weil ohne Flüssigkeit auch die Beweglichkeit fehlt. Diesem Umstand wird man sich an den Universitäten zunehmend bewusst: 2007 fand am Harvard Medical Center die erste internationale Konferenz zu Faszien statt.

Schwinds Buch ist allerdings eher für (schmerzgeplagte) Laien gedacht. Es eröffnet neue Blickwinkel, hat einen praxisnahen Teil und ist auch eine Einführung in Rolfing, jene Methode, mit der Bindegewebe behandelt wird. (Karin Pollack, DER STANDARD, 10./11.1.2015)